Rechenfehler
Unverhofft kommt oft. Da ahnt man nichts Böses, schaut bei der abschließenden Generalinspektion des Packtages noch einmal kursorisch über die Regale und in die Schränke, die einem in den zurückliegenden zwei Wochen stetig vertraueter wurden, und schon steht man vor einem Rätsel.
Obwohl wir hinsichtlich des Lebensmittelvorrats wie immer akribisch kalkuliert haben und damit im Übrigen auch gewohnt richtig lagen, standen plötzlich unvermittelt vier - zusätzliche - Dosen Guinness vor uns, an deren Erwerb wir uns nicht mehr so recht erinnern konnten.
Als Rheinländer weiß man jedoch solche Überraschungen zu schätzen und die Feste zu feiern wie sie fallen. Daher wurde die Herausforderung selbstverständlich angenommen und bereits seit kurz nach 16 Uhr Ortszeit (kein Bier vor vier) der Schluss-Akkord unseres Irland-Aufenthaltes gefeiert.

Noch heute unterschreibt Arthur jede Dose persönlich
Das Wetter hat seinen Teil dazu beigetragen, dass der vorletzte Tag in unserem Cottage ein äußerst gemütlicher wurde. Zwar ist es mittlerweile wieder windstill, doch in diesem Falle bedeutet das nichts anderes, als dass die bereits heute Morgen alles bedeckenden Wolken im Laufe des Tages nicht so recht abziehen wollten. Erst jetzt, nach dem Einsetzen der Abenddämmerung, wird es am Horizont hell und klar. Das spricht dafür, dass unsere morgige Rückkehr nach Dublin mit nicht allzuviel Scheibenwischereinsatz vonstatten gehen sollte - und da wir einmal quer durch die irische Republik fahren werden, könnten wir noch so manchen schönen Blick auf die unvergleichliche Landschaft der grünen Insel erhaschen.

Ein letztes Mal für dieses Jahr im Cottage die Füße hochgelegt?
Nicht nur, weil sich eine junge Dame in Düsseldorf leckeren irischen Honig wünschte, haben wir zwischendurch kurz den Super Valu in Killybegs besucht. Auch für unsere Henkersmahlzeit hier mussten noch einige Zutaten beschafft werden. Und schließlich wollten wir auch noch ein paar Kleinigkeiten mitnehmen, die es zuhause allenfalls in den British Shops zu kaufen gibt - dort allerdings lediglich zu wirklich höchst exklusiven Import-Preisen. Allzu weit werden wir mit dieser Bevorratung allerdings aufgrund der Flugreisebestimmungen wohl nicht kommen, so dass es nur eine Lösung gibt: Wir müssen hier gelegntlich mal wieder mit dem eigenen Auto vorbeischauen.

Wenn schon auf der faulen Haut liegen, dann auch alle
Als wenn sich die sonst ohne Unterlass um uns grasende Fauna symbolisch mit uns solidarisch erklären wollte, rissen auch die Schafe und Kühe auf den Weiden, die an unser Cottage grenzen, sich heute kein Bein aus. Wohin man auch sah, überall wurde nur herumgeräkelt, gedöst und lediglich sporadisch mal ein Stück Wiese verzehrt. Das gibt uns das beruhigende Gefühl, uns mit der an den Tag gelegten Trägheit in allerbester Gesellschaft zu befinden. Wir werden unsere Nachbarn in jedem Fall vermissen - und, wer weiß, sie uns vielleicht auch.
Zwischenzeitlich ist der größte Koffer schon im Auto, die übrigen warten noch auf die morgige Restbeladung, das Abendessen bruzzelt auf dem Herd, der Kamin ist für den letzten Einsatz vorbereitet und der Live-Ticker verrät, das die rot-weiße Gurkentruppe mal wieder gegen einen Verein verliert, von dem 99,9 % der Bundesrepublik nicht einmal wissen, wo auf der Landkarte überhaupt der entsprechende Ort dazu liegt. Wie gut, dass es Konstanten im Leben gibt. Eine weitere ist zweifellos, dass Irland weit mehr als nur eine Reise wert ist. Dementsprechend heißt es auch dieses Mal nicht „Tschüß“, sondern
A UF W I E D E R S E H E N !
Ab in den Süden
Der Wind hat seit gestern nicht mehr nachgelassen. Nach wie vor wechseln sich wunderbar sonnige Abschnitte mit kurzen, aber heftigen Schauern ab. Mit dem Zählen von Regenbögen kommt man schlicht nicht mehr nach.
Da wir keine Lust hatten, alle halbe Stunde die Regenjacke drüber- und nach fünf Minuten gleich wieder auszuziehen, während wir hier in Donegal wandern, entschlossen wir uns zu einem Trip nach Sligo, der Hauptstadt des gleichnamigen Countys weiter südlich.
Die Stadt hat immerhin knapp 20.000 Einwohner und ist nicht nur die Shopping-, sondern vor allem die Kulturmetropole der Region. International bekannt wurde sie maßgeblich durch den Literatur-Nobelpreisträger William Butler Yeates, zu dessen Ehren hier jährlich ein dreiwöchiges Festival gefeiert wird und der selbstverständlich auch - neben ständigen Ausstellungen, die sich seinem Leben und Schaffen widmen - als Statue einen zentralen Platz in Sligo-Stadt hat.

Stolzes Rathaus von Sligo
Wir haben uns ein wenig durch die zahlreichen Gassen und Fußgängerzonen treiben lassen, während der Regenschauer Abstecher in die zwei größeren Shopping-Center der Stadt unternommen und bei den warmen Temperaturen in den langen sonnigen Abschnitten Eis gegessen.

Sligo wird durch den Garavogue zweigeteilt
Sligo ist ein lebhaftes Städtchen, das durch seine Lage an den beiden Ufern des Garavogue fast ein bisschen mediterran darherkommt. Auf kurzer Strecke verbinden vier Brücken die beiden Stadtteile miteinander, so dass man beim schlendern durch den Ort immer mal wieder das Wasser überquert und dabei schöne Ausblicke geboten bekommt. Dabei ist beachtlich, wie der typisch irische Stadtkern mit seinen zahlreichen bunten Ladenlokalen am Rande geschickt kombiniert wird mit moderner, häufig auf Glas setzende Architektur.

Auch das morderne Sligo hat Charme ...

… und passt irgendwie doch zu den Relikten längst vergangener Tage
Unseren Ausflug in die städtische Zivilisation beendeten wir, nach knapp vier Stunden, bepackt mit allerlei Einkäufen - schließlich hatten wir neben zahlreichen Klamottenläden auch noch überraschend einen Tesco gefunden. Die 75 km nach Hause versuchten wir uns mit dem Lernen von Gälisch über einen entsprechenden Radiosender zu vertreiben. Aber wir finden bei dieser einmaligen Mischung aus englisch, holländisch, russisch, elbisch und einem Hauch klingonisch einfach keinen richtigen Ansatzpunkt. Müssen wir uns wohl weiter mit Oxford-Englisch durchschlagen…
Dem Tod von der Klippe gesprungen
Mal gewinnt man, mal verliert man. Die alte Büroweisheit gilt auch hier draußen. Heute haben wir verloren - gegen den One Man’s Path auf den Sleave League Klippen. Und doch haben wir auch gewonnen, zumindest an Erfahrung.
Doch der Reihe nach. Als wir das erste Mal heute früh aus dem Schlafzimmerfenster geschaut hatten, war es draußen eine nebelige Orgie in grau. Grund genug, den gestrigen Anstrengungen und der Tatsache, Urlaub zu haben, Tribut zu zollen, sich noch einmal umzudrehen und dem Tag später noch einmal eine Chance zu geben.
Gegen zehn schien es, als würde das Wetter diese Chance zu nutzen wissen. Zwar war es ungewöhnlich windig, aber dafür waren die Regenwolken bereits auf dem Weg Richtung England und der Himmel strahlte in dem Blau der vergangenen Tage.
Obgleich wir das Vorhaben tendenziell für morgen oder übermorgen auf dem Plan hatten, wollten wir die Gunst der Stunde nicht verstreichen lassen, packten unsere sieben Sachen und machten uns erneut auf, um die höchsten Steilklippen Europas zu besuchen und - wenn möglich - ihren schmalen Kamm einmal von rechts nach links zu überqueren.

Da sah es noch so aus, als wäre heute Vieles möglich
Wir schlengelten uns also solange die engen Straßen Richtung Westen in die Sleave League Gebirgskette hinauf, bis wir schließlich an ein Gatter kamen, das nach dem Passieren wieder geschlossen werden musste und den Weg freigab zum kleinen Parkplatz, der den Ausgangspunkt für den Aufstieg zum Einstieg in den One Man’s Path darstellt.

Nomen est Omen
Die Einheimischen nennen den Pfad über den Gebirgsgrad auch den „Pilgrim Path“ - und in der Tat hat es ein bisschen etwas vom dritten Indiana Jones Film. Der Weg der Gläubigen. Eine Strecke hoch über den Klippen, die man wohl tatsächlich nur mit einem gewissen Gottvertrauen angehen sollte. Zumindest aber mit dem festen Glauben, dass das Wetter in den kommenden Stunden stabil bleibt.

Der halbe Aufstieg war geschafft, ein Blick zurück ins Tal verhieß nichts Schlimmes
Schon der Aufstieg zum Beginn des Pfades ist eine Herausforderung. Der Weg ist mitunter lediglich eine Ansammlung von Geröll und aufgrund der hier relativ häufigen Regenschauer auch beständig mehr als nur etwas matschig. Gutes Schuhwerk ist hier schlicht unerlässlich.

Gebirgskamm mit Ausblick. Wer es hoch schafft, sieht 600 Meter steil hinunter
Irgendwann kommt man dann an einen wirklich mutmachenden Warnhinweis. Kurz gefasst lautet der: „Wer keinen Kompass mit sich trägt und nicht erfahrener Bergwanderer ist, sollte nicht weitergehen. Wer es dennoch tut, möge den gelben Markierungen folgen“. Natürlich hatten wir einen Kompass dabei, gewundert haben wir uns aber dennoch. Weniger über die Warntafel als vielmehr über die Sequenz, mit der die gelben Markierungen bereits auf den letzten dreihundert Metern des Aufstieges zu finden sind. Alle fünf Meter ist das leuchtende Signal zu finden, noch auf dem richtigen Weg zu sein. Denkt man, das wäre übertrieben, sollte man hier nur mal einen Wetterumschwung miterleben. Wir jedenfalls können stolz von uns berichten, das mal mitgemacht zu haben.
Wir waren vielleicht noch 100 Meter unter dem Gipfelgrad, als jemand einen Schalter umlegte. So schnell, dass man es nicht für möglich gehalten hätte, wechselte die Witterung. Wo eben noch klare Sicht war und nichts auf ernsthaften Regen hindeutete, schoss plötzlich Nebel über den Klippenkamm und hüllte uns vollständig ein.

Der Nebel kommt - das letzte Bild vor der hastig eingeleiteten Flucht
Die Sichtweite betrug keine 30 Sekunden später von jetzt auf gleich keine 10 Meter mehr. Zwei Wanderer, die fünfzig Meter vor uns gegangen waren, konnten wir beim besten Willen nicht mehr ausmachen. Dazu trug auch der urplötzlich einsetzende Starkregen bei, der uns durch Orkanböhen regelrecht um die Ohren peitschte. Mit Müh und Not konnten wir noch den Kamerarucksack in seine Regenschutzhülle packen. Wir selbst hatten große Probleme, bei dem Wind die wasserfesten Outdoor-Jacken anzuziehen. Es reichte einfach nicht mehr, um darunter nasse Klamotten zu vermeiden.
Sei’s drum, wir hatten zumindest rechtzeitig den Fingerzeig bekommen, heute doch nicht das elementare Teilstück des "Pilgrim Path“ über die Klippen hinweg zu versuchen. Und wir wussten es zu schätzen, dass alle fünf Meter aus dem Nebel gelbe Markierungen auftauchten.
Auch unsere Vorläufer auf der Wanderung hatten offensichtlich umgedreht (was hätten sie auch machen sollen) und tauchten irgendwann aus dem Nebel wieder auf.
Nicht auszudenken, wenn uns das Szenario nicht unmittelbar vor dem Einstieg sondern mitten auf dem Klippenkamm ereilt hätte. Dort hätten wir voraussichtlich an Ort und Stelle ausharren müssen, bis das Unwetter irgendwann soweit vorübergezogen wäre, dass man sich schrittweise zurücktasten hätte können. Keine wildromantische Vorstellung.
So haben wir - Brillenträger sollten übrigens für solche Events vorsichtshalber rechtzeitig auf Kontaktlinsen umstellen - den Rückzug angetreten und irgendwann auch ohne Verluste wohlbehalten unsere Autos erreicht.

Mit Wagemutigen hatten sie heute nicht gerechnet: Überraschte Schafe am Sleave League
Da uns die Aussicht auf eine heiße Schokolade und eine warme Badewanne irgendwie plötzlich sehr verlockend vorkam, steuerten wir - kurz unterbrochen durch einen kleinen Einkauf in Killybegs - heimatliche Gefilde an. Seit unserem Abbruch spielt das Wetter in totaler Beständigkeit seine Unbeständigkeit aus. Sonnige Abschnitte wechseln sich mit Nebelbänken und dramatischen Regenschauern ab. Der anhaltende Wind lässt das Ganze wie im Zeitraffer wirken.

Für jeden was dabei - Wetterkapriolen in Nord-West-Irland
Wenn der Sleave League nun meint, er hätte uns besiegt, täuscht er sich. Wir kommen wieder. Vielleicht nicht mehr heute, aber dafür ganz bestimmt.
Insel-Hopping
Grauenhaft. Wir hatten tatsächlich den Wecker gestellt, damit wir pünktlich um 8.15 Uhr duschen gehen würden. Ziel war es, gegen 9.30 Uhr bereits mit allem, was Strom verbrauchen könnte, fertig zu sein. Denn zu diesem Zeitpunkt, hatte uns Rosemary mitgeteilt, würde die Elektrizität für sechs Stunden abgestellt werden. Grund waren irgendwelche Wartungsarbeiten des örtlichen Stromnetzbetreibers, so dass vermutlich die gesamte Landzunge davon betroffen war.
Wir hatten also einen kühnen Plan ausgeheckt und voll auf gutes Wetter gesetzt. Dass es nicht gut werden würde, konnte wir zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht ahnen. Erst im Laufe unserer Anreise nach Burtonport zeigte sich nämlich: Es würde exzellent werden. Hatten wir auf der rund einstündigen Fahrt Richtung Norden noch den ein oder anderen Schauer abbekommen, strahlte bereits bei unserer Ankunft im Hafen von Burtonport die Sonne geradezu schonungslos. Ziel war es, um 12.45 Uhr die Fähre nach Arranmore Island zu bekommen. Da wir recht früh dran waren, erwischten wir aber sogar überraschend noch den Dampfer um 12 Uhr.

Schon beim Anlegen begrüßt den Besucher die Insel herzlich
Arranmore ist eine kleine Insel in Sichtweite der Küste, die mit einer Überfahrt von ca. 20 Minuten zu erreichen ist. Der Fährverkehr ist auch um diese Jahreszeit noch voll im Gang, so dass beinahe stündlich ab Burtonport bzw. der Insel abgelegt wird. Das lohnt sich offensichtlich bzw. ist vonnöten, denn immerhin leben über 500 Einwohner auf dem Eiland. Die Fährpassage erinnert dabei fast ein wenig an den Schärengarten vor Stockholm. Auch zwischen der irischen Küste und Arranmore gibt es jede Menge Kleinstinseln, auf denen einzelne, meist sehr gepflegte Anwesen platziert sind.
Kaum angekommen, kramten wir in Erinnerungen und stellten fest, dass wir schon einmal vor Jahren dort waren - allerdings war das damals wettertechnisch nicht zu vergleichen. Seinerzeit war es eher kalt und bewölkt, wodurch wir lediglich eine kleine Runde über die Insel wagten.
Dieses Mal war das anders. Es wäre eine Schande gewesen, nicht die große Tour um die Insel zu versuchen - mit den über 15 Kilometern waren wir dann auch gut und gerne fünf Stunden befasst.

Ständiger Begleiter auf der Nord-Ost-Seite der Insel: 120 Meter hohe Steilklippen
Erstes Ziel des Rundwanderweges war der Leuchtturm der Insel an der Nordseite. Seit 1982 zwar unbemannt, weil automatisiert, ist er nach wie vor ein schöner Standpunkt, um die Weite des Meeres zu genießen und auf die ein oder andere Wal-Sichtung zu hoffen.

Ab hier ca. 4.400 Km bis zur Partnerinsel in den USA, Beaver Island
Dass die Insel dabei auch noch einige schöne Sandstrände aufweist, geht fast ein wenig unter - so sehr ist man von den grandiosen Ausblicken auf die Klippen, das Meer und die durch Torfabbau geprägten Landschaften rund herum gefesselt.

Nette Buchten mit tollen Stränden gehören hier zum Standard
Die Einwohner haben eine enge Verbindung zu den USA, da um 1850 fast ein Drittel der damals ca. 900 Einwohner dorthin auswanderten. Ein Großteil der Emigranten siedelte auf der Insel Beaver Island in Übersee. Die Freundschaft dorthin, die unverändert gepflegt wird, hat also bis in die heutigen Tage durchaus familiären Hintergrund.
Arranmore bietet dem Besucher eine wirklich beeindruckende Mischung - auch, was die Bebauung angeht. Von verfallenen Gebäuden aus längst vergangegen Tagen, traditionellen Cottages bis hin zu modernster Architektur ist auf der Insel alles vorhanden. Das macht die Spaziergänge durch die besiedelten Teile auf jeden Fall abwechslungsreich.

Cottage 2.0
Als wir unsere Runde um und über die Insel beendet hatten, kamen wir pünktlich zur 17.30 Uhr Fähre. Nach dem Tagesausflug sind wir zwar einigermaßen erschossen zuhause in die Badewanne gefallen, sind uns aber einig, dass Arranmore diesen zweiten Auflug mehr als wert war. Es gibt so nette Flecken dort, dass man tatsächlich mal über einen etwas längeren Aufenthalt nachdenken könnte…

CU, Arranmore Island
Klosters Segen
Eigentlich begann der Tag eher trübe. Über Nacht hatte es offensichtlich ordentlich geregnet, der Nebel über der Bucht hatte sich noch nicht gänzlich verzogen. Nichtsdestotrotz machte das Wetter zaghafte Anstalten, zumindest im Süden etwas besser zu werden. Wir nahmen das als Zeichen, noch einmal den Versuch eines Besuches im Franziskanerkloster südlich des Strandes von Rosslowlagh zu starten.
Als wir am Strand ankamen, empfing uns zunächst wechselhaftes Wetter. Immerhin war es bei Beginn unseres Strandsparzierganges trocken und einige Surfer ließen sich auch nicht davon abhalten, ihrem Hobby nachzugehen - naß werden sie ja in der Regel ohnehin.
Was überraschte, war dann allerdings der Eiswagen, der bis auf den Strand gefahren war, um dem halben Dutzend Besucher und noch einmal so vielen Surfern eine kühle Erfrischung zu verkaufen. Das Temperaturempfinden ist halt ein etwas anderes als in Deutschland, wo vermutlich eher eine mobile Waffelbude auf Umsatz spekuliert hätte. Aber sein Kalkül ging auf: Wir nahmen ihm ein Eis ab - allein schon, um ein Zeichen zu setzen.

Es gibt kein Wetter, an dem ein Eis nicht gehen würde
Am südlichen Zipfel des drei Kilometer langen Strandes angekommen, erreichten wir - etwas oberhalb in einem kleinen Wäldchen gelegen - schließlich das wunderbar angelegte Kloster. Gleichzeitig setzte ein leichter Nieselregen ein, der uns animierte, erst einmal einen Blick in die Klosterkirche und in das durch das Kloster in Eigenregie geführte kleine Museum zu werfen.

Da war gutes Wetter noch ein Gebet weit entfernt: Franziskanerkloster mit Strandzugang
Da auch der Lonely Planet sich nicht darüber ausließ, welcher Thematik sich das Museum widmet, waren wir einigermaßen gespannt. Und was soll man sagen? Der kaum mehr als 15 qm große Raum lässt keine Epoche der Geschichte aus. Schon die erste Vitrine hinter der Tür (man muss diese erst schließen, sonst kann man sie nicht sehen) weist ambitioniert das Schild „Stone Age“ aus. Von der Steinzeit aus gleicht die Sammlung einem wilden Ritt durch die - insbesondere irische - Geschichte und schafft es tatsächlich, in einer Runde durch den Raum bis zur Neuzeit zu gelangen. Und das alles auch noch gespickt mit gar nicht mal so kleinen Exponaten wie Schiffsankern oder Musketen. Respekt!
Man muss es nicht einmal als Belohnung interpretieren. Jedenfalls empfing uns, als wir wieder ins Freie hinaus traten, strahlender Sonnenschein und ein so makellos blauer Himmel, wie wir ihn in der letzten Woche selten gesehen hatten.

Man kann das Surferparadies unschwer erahnen
Ein kurzer Spaziergang entlang der Küstenstraße und über den Strand zurück zum Auto endete kurz darauf mit dem Entschluss, das fantastische Wetter weiter zu nutzen und noch ein Stückchen Richtung Süden ins Städtchen Bundoran zu reisen. In den Sommermonaten Juli und August muss in dem Ort schwer etwas los sein. Es gibt neben einer Unmenge an Pubs, Restaurants, Clubs, Nachtbars (z.B. die vermutlich mehr berüchtigte als berühmte „Boom-Boom-Lounge"), Fast-Food-Buden und Spielhöllen eine Minigolfanlage, ein Spaßbad, einen Autoscooter und sogar eine Go-Kart-Bahn. Ab September bis in den kommenden Sommer verwaist Bundoran allerdings, der Trubel bricht ab, ein beachtlicher Anteil der Etablissements schließt und es wird sehr ruhig. Was bleibt, ist dann lediglich eine erstklassige Anlaufstelle für den Surf-Tourismus, dem sich folgerichtig auch einige Shops entlang der Hauptstraße verschrieben haben.

Es muss nicht immer Camping sein: Strandhotel mit Ambiente
Wir haben bei einem Spaziergang entlang der Strandpromenade und zurück durch den Ort zwar gelegentlich an das gar nicht einmal so gut in Erinnerung gebliebene Portrush in Nordirland zurückgedacht, waren aber unter dem Strich einig: Wer neben einem Strandurlaub auch abends noch ein breites Angebot an möglichen Aktivitäten schätzt, ist hier im Sommer nicht schlecht aufgehoben.

Sauberkeit wird groß geschrieben: Eindeutige Bodenmalerei auf den Wegen zum Strand
Da noch ein wenig Zeit übrig war bis zur Dämmerung, sind wir noch ein paar Kilometer weiter in den County Sligo gefahren, um das Dörfchen Mullaghmore zu besuchen. Auch das kann sich eines wunderbaren Strandes rühmen - allerdings weniger für Surfer als für Badegäste, da dort der Wellengang nicht ganz so stark ist. Dafür hat es eine nette kleine Hafenanlage (die allerdings nur bei Flut funktioniert), einen Pub und ein Hotel - mehr braucht es ja auch eigentlich nicht.

Wann kommt die Flut? Schiffe mit Bodenkontakt im Hafen von Mullaghmore
Auf dem Heimweg hat es sich dann wieder zugezogen und ein leichter Regen setzte ein - irgendwie war das auch völlig ok, denn so ein Kreis muss sich ja letztlich auch wieder schließen. Wenn es morgen auch so wird wie heute, sind wir mehr als zufrieden.
Unerträgliche Hitze
34,6 Grad. Eigentlich viel zu heiß für alles. Kaum morgens aufgestanden und geduscht, ist man auch schon wieder naß geschwitzt. Eine Abkühlung im Meer ist kaum möglich, da selbst das Wasser die Temperaturen vom Kinderbecken im Hallenbad hat. Warme Getränke schmecken nicht, Kaffee kommt daher nicht in Frage. In der Folge stellen sich natürlich die obligatorischen Entzugs-Kopfschmerzen ein. Hunger hingegen will sich partout nicht einstellen, was wiederum den Brummschädel verstärkt. Auch nach der fünften Caipi gelingt es kaum, auf andere Gedanken als die Rückreise zu kommen. Eigentlich will man nur noch nach Hause, um endlich dieser 24-7-Sauna zu entkommen.
Wie gut also, dass wir nicht nach Kuba gereist sind, sondern nach Irland.
Als wenn es das Wetter gewusst hätte, dass heute Sonntag ist und da gefälligst daheim geblieben wird, hat es seit dem Aufstehen beinahe ganztägig genieselt. Seit dem späten Nachmittag kriecht zusätzlich langsam der Nebel von den Bergen hinab und zieht über die Bucht. Mehr als 100 Meter Sicht rund ums Cottage sind inzwischen nicht mehr drin. Die Schafe fangen an, sich mit Rufen zu verständigen, weil sie sich auf den Weiden aus den Augen verloren haben.
Alles in allem also ein Tag, um entspannt auf dem Sofa zu lesen und einen kleinen Spiele-Marathon einzuläuten. Wir mussten nur einmal kurz raus, um in Dunkineely Milch und ein wenig Käse für den Auflauf zu besorgen, den es heute Abend geben wird. Das ließ sich aber Gott sei Dank bequem mit dem Auto erledigen.

Spiel, Spaß & Spannung für nur 7 €: Heckmeck am Bratwurmeck
Der Spiele-Marathon begann mit zwei nicht allzu umkämpften Partien Heckmeck (seit Jahren unsere absolute Kaufempfehlung) und ging dann über in eine unerbitterlich geführte Qwirkle-Schlacht. Wobei der Spaß-Faktor natürlich noch zusätzlich erhöht wird, wenn wenigstens einer der Spieler eine Farbschwäche aufweist.

Dankenswerterweise auch mit Symbolen: Qwirkle
Was das Lesen angeht, muss man den E-Book-Readern wohl attestieren, aus den Kinderschuhen herausgewachsen zu sein. Mittlerweile ist die Qualität tatsächlich nicht mehr vom gedruckten Papier zu unterscheiden, die Displays lassen sich über Stunden ermüdungsfrei lesen und das eingesparte Gewicht bei Flugreisen ist von großem Vorteil. Bereits jetzt sind 5 Bücher darauf so gut wie ausgelesen und bis zum Ende der kommenden Woche gesellen sich sicherlich noch einige Titel hinzu. Wenn man statt der jeweils etwas über 100 Gramm der Kindle die ganze entsprechende Papier-Literatur mitgenommen hätte, wäre soviel Gewicht und Platz verloren gegangen, dass das Shopping in Dublin zu ernsthaften Problemen beim Rückflug geführt hätte.

Jedem das seine: Kindle der ersten und letzten Generation plus Grundnahrungsmittel
Nach dem gemütlichen Wochenend-Ende gilt also: Sollte morgen unsere Halbinsel wieder zu sehen sein, werden wir wohl wieder etwas unternehmen. Wenn nicht, ist aber auch gut...
Es geht aufwärts
Unser gestriger Plan, heute den Kamm der Slieve League Klippen - natürlich nach-, nicht nebeneinander - zu überqueren, konnte leider nicht in die Tat umgesetzt werden. Irlands Nord-Westen lag heute unter einer geschlossenen Wolkendecke. Die Sichtverhältnisse sind dadurch auf dem One-Man’s-Path einfach zu schlecht, um die nicht ganz ungefährliche Wanderung zu wagen. Da wir aber schon mal auf Wanderschuhe eingestellt waren, haben wir nach einer netten Alternative Ausschau gehalten - und schließlich den Lough Navar Forrest Park gefunden. Das sehr dichte Waldgebiet mit einem halben Dutzend kleinerer Seen liegt kurz hinter der nordirischen Grenze oberhalb des süd-westlichen Ufers des Lower Lough Erne. Durch das Areal zieht sich ein Rundweg, der mit dem Auto befahrbar ist und acht Parkmöglichkeiten bietet, die den jeweiligen Start- bzw. Endpunkt unterschiedlich langer Rundwanderwege bilden. Von der nördlichsten Parkbucht aus hat meinen einen fantastischen Blick über den unteren Teil der Erne-Seen-Platte, von der aus wir schon einige Male auf Bootstour gingen.

Selten haben wir ihn so wenig aufgewühlt erlebt: Blick auf den Lower Lough Erne
Im Gegensatz zu diversen Überfahrten mit den Schiffen der Aghinver-Flotte war der See heute als Folge der absoluten Windstille glatt wie ein Spiegel. Diese Bedingungen wären natürlich ideal gewesen, um den Lough Navar Forest Park von der Erne-Seite mit dem Boot anzusteuern. Speziell dafür existiert nämlich ein kleiner Anleger für Charter-Yachten, an dem wir allerdings wetterbedingt in all den Jahren bisher nur ein einziges Mal anlegen konnten.
Nachdem wir uns in Vorfreude auf kommende Bootstouren satt gesehen hatten, entschieden wir uns für eine mit 2 1/2 Stunden angegebene Wanderung zu einem kleinen Wasserfall mitten im Waldgebiet.

Den Weg war es wert: Wasserfällchen im Navar Forrest
Die Strecke war gewohnt gut ausgeschildert und hatte ein beachtliches Höhenprofil vorzuweisen. Beinahe hatte man den Verdacht, es würde immer nur bergauf gehen, aber dass wir letztlich doch wieder bei unserem Auto angekommen sind, sprach eindeutig dagegen. Unterwegs beeindruckte, nur durch die gelegentlichen markerschütternden Rufe eines röhrenden Hirsches unterbrochen, eine unfassbare Stille in dem uralten Gehölz.

Nur der Himmel ist die Grenze: Imposanter Baumbestand
Geregnet hat es auch heute wieder nicht. Allerdings nimmt seit unserer Rückkehr nach Hause der Wind spürbar zu. Aus der Flaute tagsüber ist inzwischen mehr als nur ein frisches Lüftchen geworden. Das spricht dafür, dass uns morgen früh unter Umständen ein völlig anderes Wetter erwartet. Also mal schauen, was der Sonntag so bringt.
Moses reloaded
Das Offline-Leben ist vorbei. Die Technik steht wieder.
Der ein oder die andere wird es bemerkt haben: Der Blog stand still. Das lag im Wesentlichen an einem virtuellen Umzug des Webhosters und einem neu einzurichtenden FTP-Server. Aber wen interessieren diesbezüglich schon Details? Nach einigen Trial-and-Errors lief das System wieder - nur das zählt.
Im Bewusstsein, wieder mit der Welt da draußen in Verbindung zu stehen, haben wir uns nach dem Frühstück Richtung Norden aufgemacht. Ziel war das Örtchen Portnoo mit angeschlossenem Strand. Wobei das eigentlich anders herum lautete müsste. Ziel war der Strand mit angeschlossenem Örtchen, denn die sandigen Ufer der sichelförmigen Bucht sind mit Abstand weitläufiger als die kleine Ansiedlung, die sich an der begrenzenden Hügelkette anschmiegt.

Strand (fast) ohne Ende: Portnoo
Das Wetter war stabil. Zwar schien der Himmel weitestgehend bedeckt, aber immer mal wieder gab es kleine Wolkenlücken, durch die Sonne hindurch brach und beinahe für T-Shirt-Temperaturen sorgte. Bei irischen Kindern offenbar sogar für weit mehr, denn die waren fröhlich mit einem Surfbrett ins Wasser gesprungen.

Bestimmt gut gemeint: Rollstuhl-Rampe zum Strand
Das Besondere an dem Strand in Portnoo ist das Spiel der Gezeiten. Bei Ebbe erreicht man nämlich die kleine, vorgelagerte Insel Iniskeel bequem zu Fuß. Wir waren gerade rechtzeitig von unserem zweistündigen Strandspaziergang zurückgekehrt, um von diesem Naturschauspiel zu profitieren. Tatsächlich teilt sich das Wasser beinahe biblisch und gibt einen gar nicht mal so kleinen Pfad auf das Eiland frei. Dumm nur, wenn man bei der Inselbesichtigung den richtigen Zeitpunkt für die Rückkehr verpasst. Das Tröstliche ist dann sicher der Gedanke, dass nach jeder Flut auch wieder eine Ebbe kommt.

Ab durch die Mitte: Der temporäre Fußweg nach Iniskeel
Auf der kleinen Insel gibt es neben einer verfallenen Klosteranlage aus dem 6. Jh. allerlei frühmittelalterliche christliche Relikte und einen bis in die zurückliegende Jahrtausendwende hinein genutzten Friedhof, dessen aus einem Zeitraum von mehreren Jahrhunderten stammende Grabsteine sehr beeindrucken.

Obacht, jeder Schritt könnte Grabschändung bedeuten!
Um im Thema zu bleiben, besuchten wir auf dem Rückweg ein uraltes Ganggrab, das mit seinen 4.000 bis 5.000 Jahren auf dem (Schildkröten-)Buckel älter als z.B. Stonehenge ist und als das älteste Relikt seiner Art in Nordwest-Eurpoa gilt. Angenehm ist, dass das archäologische Fundstück frei zugänglich ist und lediglich ein wenig abseits ein kleines Besucherzentrum über die Bedeutung sowie die übrige Umgebung informiert. Ein beschaulicher Ort, behaftet mit einer gewissen Mystik und damit absolut nach Irland mit seiner keltischen Vergangenheit passend.

Alternative zur Weltraumbestattung: Ganggrab
Und natürlich hatte Steven dann doch noch Recht bekommen. Auf dem Heimweg riss der Himmel immer weiter auf und die Abendstunden verbrachten wir schließlich gemütlich bei wolkenlosem Himmel. Wenn sich das Wetter so hält, könnte morgen getestet werden, ob der One-Man’s-Path nicht doch auch ein One-Man’s-and-One-Woman’s-Path ist.

Steven sollte sich als Wetterfrosch beim News-Channel bewerben
It’s Tea-Time
Heute sind wir mal ordentlich faul gewesen, haben lange geschlafen und so spät gefrühstückt, dass man eigentlich schon von Brunch sprechen müsste.
Zwar hat es heute auch ein paar Minuten ganz leicht genieselt, aber den ganzen Tag wechselten sich vorwiegend lange nebelige und kurze sonnige Abschnitte ab.
Für uns ein deutliches Zeichen, dass wir heute mal einen Ruhetag ohne größere Ausflüge einlegen und es uns zuhause gemütlich machen sollten.

Auch hinter unserem Haus war man heute eher im Standby-Modus
Wir beschlossen daher, lediglich kurz nach Killybegs zum einkaufen zu fahren - insbesondere sollte der örtliche Fischhändler im Hafen aufgesucht werden.
In der Folge wird es nachher frischen Schellfisch geben. Und da wir schon einmal im Konsumrausch waren, haben wir auch direkt beim Metzger noch frische Schweinelendchen für morgen mitgenommen. Wenn man bedenkt, dass so ein kleiner Ort wie Killybegs gleich mehrere selbständige Metzgereien zu bieten hat, weiß man erst einmal, was man in Deutschland leider zwischenzeitlich schmerzlich vermisst.

Hätten die vier sich heute Morgen auch noch nicht träumen lassen
Schwieriger als die Lebensmittelplanung gestaltete sich die Suche nach einem Sack Torf für den Kamin. Die Iren selbst bevorraten sich in der Regel einmal jährlich, in sehr trockenen Jahren (die gibt es hier tatsächlich auch) sogar gleich für mehrere Jahre. Während Touristen für ihre Ferienhäuschen in Cork oder Kerry noch recht problemlos ihren relativ kleinen Torf-Bedarf an den unzähligen Tankstellen mit angeschlossenen Shops (Mace, Londis) stillen können, geht dies hier oben im Nord-Westen nicht so ohne Weiteres. Eine entsprechende Frage an der Tourist-Info in Killybegs sorgte für ausgiebiges Stirnrunzeln bei der sehr hilfsbereiten Dame hinterm Tresen. Aber immerhin: Sie kannte jemanden, der jemanden kannte, der wiederum jemanden kannte. Und dieser Jemand war dann zwei Dörfchen weiter Steven, dessen Anwesen nicht allzu weit weg von der vorletzten Informationsquelle lag, und der uns einen riesigen Sack Torf für knallhart kalkulierte 2 € aus seinem Vorrat überlies. Natürlich hat er es sich auch nicht nehmen lassen, uns herzlich einzuladen, in den kommenden Jahren immer wieder gerne bei ihm vorbei zu schauen. Prima, der Abend vor dem Kamin mit netten Torf-Geruch in der Nase und einem leckeren Bierchen auf dem Beistelltisch ist gerettet.
Zuhause haben wir uns erst mal den Bauch mit Apple-Tart voll geschlagen und bei Tee bzw. heißer Schokolade den Nachmittag mit lesen verbracht.

… aber bitte mit Sahne!
Kleiner Literatur-Tipp am Rande: Der vierte Teil der Millenium-Triologie ist - auch, wenn nicht mehr von Stieg Larsson geschrieben - eine Lektüre durchaus wert!
Gleich läuten wir nun den Abend ein und werden uns einen netten Film-Abend mit der bewährten Bierchen-Chips-Kombi vor dem Kamin machen. Angeheizt ist bereits, ein wenig kann man auch schon Stevens Torf riechen. Herrlich.

Cottage ohne Kamin wäre wie Fortuna ohne Lumpi
Dauerhafte Momentaufnahmen
Ein merkwürdiger Mittwoch, der da hinter uns liegt. Jemand hatte offensichtlich das Wetter angehalten. Dort, wo morgens schon in der Ferne dunkle Wolken auszumachen waren, blieben sie scheinbar ohne jede Bewegung bis in den Abend hinein stehen. Dazwischen lagen Bereiche, die vollständig in Sonne getaucht waren und dies ebenso ganztägig blieben. Das machte die Reiseplanung für heute denkbar einfach. Wir entschieden uns, die sommerlichen Flecken zu bereisen und die vermeindlich regnerischen zu meiden.
Los ging es mit dem Besuch des Örtchens Ardara, ziemlich genau nördlich von uns und ca. 20 km entfernt liegend. Ardara ist das hiesige Zentrum für traditionelle Strickwaren und Tweed. Einige Webereien lassen bei der Arbeit zuschauen und bieten in den angeschlossenen Shops allerlei Kleidung an, die bestens für die kälteren Monate im Jahr sowie generell für Outdoor-Aktivitäten geeignet ist und mit der man eben nicht für Marken wie die mit der Bärentatze Reklame läuft oder bei der Waschanleitung auf „Made in China“ stößt.

Kunsthandwerk made in Ireland
Nachdem wir noch in einem netten Café einen Cappuccino getrunken haben, machten wir uns Richtung des westlich von Ardara gelegenen Maghery auf. Der Weg bis dahin wurde zusehends schmaler. Bei Gegenverkehr, der allerdings erwartbar überschaubar ausfiel, heißt es da schon zentimeterweise aneinander vorbei zu manövrieren. Diese oft anzutreffende Enge auf Donegals Straßen bringt im Gegensatz zum berühmten Ring of Kerry im Süd-Westen eine weitestgehende Abwesenheit von Reisebussen mit sich - zweifellos etwas, worauf man als Individual-Tourist auch ganz gerne verzichten kann.

Niagarafälle in Größe „S“ am Wegesrand
Der Strand von Maghery hat eine traurige Berühmtheit erlangt, als im 17. Jahrhundert Cromwell in Irland sein Unwesen trieb (der hatte es nicht so mit Katholiken). 100 Dorfbewohner versteckten sich hier in natürlichen Höhlen, die den Strand an einer Seite begrenzen. Cromwells Truppen fanden sie, überlebt hat damals nur einer.

Wunderschöner Strand ...

… mit trauriger Vergangenheit
Den Abschluss unseres Tagesausflugs bildete ein Besuch der Slieve League Meeresklippen. Nicht so bekannt wie die berühmten Cliffs of Moher sind sie dennoch nicht weniger spektakulär und mit 600 Metern Höhe zudem die höchsten Klippen Europas. Wir waren tapfer und ließen unser Auto bereits auf dem unteren von zwei Parkplätzen stehen und machten uns an den beachtlich steilen Aufstieg. Wobei ein Klettern bis an die Spitze heute definitiv leichtsinnig gewesen wäre, da der Gipfel der Klippen komplett in Nebel gehüllt war. Dort verläuft einmal quer über den Kamm der Klippen der One Man’s Path. Der Pfad hat seinen Namen nicht von ungefähr. Es wird dringend eine bestimmte Wanderrichtung empfohlen, da das aneinander vorbei kommen ohne Geländer etc. schon mal spannend werden kann - und 600 Meter sind halt 600 Meter. Gewarnt wird auch regelmäßig vor plötzlich eintretendem Nebel. Kein Wunder.

Slieve League Klippen im Nebel

Unterhalb des Nebels klare Sicht bis nach Sligo
Nach unserer Rückkehr zur - natürlich - sonnigen Heimatbasis am St. John’s Point gibt es jetzt nach dem langen Tag leckere Pfannkuchen. Und anschließend wir noch auf Mutters Ehrentag angestoßen. Herzlichen Glückwunsch nach Bilk, alles erdenklich Gute & sláinte!