Unglaublich. Da ist man gerade angekommen und schon heißt es wieder „Koffer packen“. Die drei Wochen sind wie im Fluge vergangen - und das, obwohl wir doch die Fähre genommen hatten.
Da man das Unbequeme aber bekanntlich gerne so lange wie möglich aufschiebt, fuhren wir nach dem vorerst letzten Full-Size-Irish-Breakfast zunächst auf eine weitere Stippvisite in Richtung Skibbereen. Dort sollte heute ein Country Market stattfinden, wie unser Reiseführer zu berichten wusste. Da wir dem seit gestern aber nicht mehr alles einfach so glauben, wurde die Info natürlich per Internet vor Fahrtantritt erst gegengecheckt.
Es schien aber tatsächlich zu stimmen, denn als wir um kurz nach 12 Uhr in Skibbereen parkten, war relativ schnell das erste Hinweisschild auf den Markt gefunden, der in dem Gemeindehaus einer der örtlichen Kirchengemeinden auf Besucher wartete.
Ein Besuch, der sich durchaus lohnte. Zwar war der Markt kleiner als erwartet, aber umso liebevoller gestaltet. Wir hatten den Eindruck, dass der Verkauf der ausschließlich selbstgefertigten Handwerksarbeiten, der frisch gebackenen Leckerein, der hausgemachten Marmeladen und selbst gezogenen Kräuter der Gemeindearbeit zugute kommen wird. Eine prima Angelegenheit also. Und gemütlich noch dazu, denn neben dem Verkaufstischen war auch ein Bereich als Café eingerichtet, in dem längst reger Austausch bei Scones, Kuchen und Muffins herrschte, als wir eintrafen.

Der Country Market ist eine wahre Großveranstaltung: Groß an Herzblut, das hineingesteckt wird
Hatte der Tag bis dahin bedeckt begonnen, brach uns zu Ehren urplötzlich und unangekündigt die Sonne durch, kaum dass wir den kleinen Markt verlassen hatten. Eine echte Überraschung, mit der wir so gar nicht gerechnet hatten. Noch trauten wir dem Braten jedoch nicht ganz und besuchten das Skibbereen Heritage Center. Dort sind Dauerausstellungen über die große irische Hungerkatastrophe (1845 - 1852) und den nahegelegenen Lough Hyne untergebracht. Zudem ist das Center bei der Ahnenforschung behilflich. Wir hatten die Einrichtung vor Jahren schon einmal besucht und hatten den sehr detaillierten und multimedial hervorragend aufbereiteten Rundgang durch die irische Geschichte noch in bester Erinnerung.

Schlimme Statistik: Per Saldo ein Viertel weniger Iren durch Missernten
Dass die Katastrophe der ausgefallenen Ernten durch Amerika ausgelöst wurde - dort stammte der Erregerpilz der Kartoffelseuche nachweislich her - überrascht in heutigen Zeiten vermutlich niemanden mehr. Was kommt von dort eigentlich schon Gutes?
Nach dem Ausflug in düstere irische Zeiten - das Land ist dadurch das einzige in Europa, dessen aktuelle Bevölkerungszahl gegenüber Mitte des 19. Jahrhunderts niedriger ist - schauten wir uns einen netten Film über Lough Hyne im kleinen Kinosaal des Heritage Centers an - und bekamen prompt Lust, noch einmal dort vorbeizuschauen. Inzwischen war auch sicher, dass der strahlend blaue Himmel uns bis auf Weiteres erhalten bleiben würde. Dass wir heute die Sonnencreme vermissten, hätten wir beim Aufbruch zuhause nicht gedacht.
Im Gegensatz zu unserem kurzem Besuch am Seeufer in der der ersten Urlaubswoche kletterten wir heute einen zwar kurzen, jedoch umso steileren Wanderweg die umrandende Hügelkette hinauf. Von dort oben sollte man laut Film einen grandiosen Blick über den See, den dahinter liegenden Atlantik und die weitere Umgebung landeinwärts haben. Und was soll man sagen? Genau so ist es.

Nach 2 Km und 200 Höhenmetern kann man gut sehen, wie der Atlantik den See bei Flut speist
Über Stromschnellen fließt zweimal täglich bei Flut Salzwasser aus der See in den See - und bei Ebbe natürlich auch wieder zurück dorthin. Der Lough Hyne mit seinen bis zu 52 Metern Tiefe ist dadurch ein besonders seltenes und umso schützenswerteres Ökosystem, das ungeachtet dessen aber zum angeln, paddeln, tauchen und schwimmen einlädt.
Wir haben anschließend die Gelegenheit, auf der Rückfahrt wieder durch Skibbereen zu kommen, noch einmal für einen Abstecher zu unserem Lieblings-Fischhändler genutzt, der lokal gefangenen Fisch zu unglaublich niedrigen Preisen anbietet.

Er hat vielleicht keine Riesenauswahl, aber alles aus der Auswahl schmeckt riesig
Experimentierfreudig wie wir nunmal sind, haben wir erstmalig Queller mit eingekauft, den wir zuvor im Laden probieren durften. Ein echter Geheimtipp! Kurz am Ende des Bratvorgangs dazu geben und man kann sich Salz größtenteils sparen. Das Zeug erinnert vielleicht entfernt an Algen, schmecken tut es aber wirklich überraschend gut - und das wahlweise im Salat oder als Einzelbeilage zum Fisch.

Queller: Ausnahmsweise mal etwas Grünes, das was taugt
Schon vor dem erstklassigen Abschluss-Abendessen hatten wir die Koffer gepackt, den Honda beladen und die XXL-Bude auf Vordermann gebracht. Du weißt, dass Du ein großes Haus gemietet hast, wenn Du den Staubsauger im Wohnzimmer dreimal umstecken musst, um in alle Ecken zu kommen...
Jetzt schauen wir noch ein wenig Olli Welke und dann bricht auch leider schon die letzte Übernachtung in unserer irischen Hazienda an.