Fliegender Wechsel

Heute hieß es nach einer Woche schon Abschied von Irland nehmen für die Generation Silversurfer unter uns Urlaubern. Da der Rückflug nach Düsseldorf jedoch erst um 13.15 Uhr abheben sollte, konnten wir noch in aller Ruhe unser letztes gemeinsames Frühstück genießen und sind schließlich kurz nach halb zehn Richtung Cork aufgebrochen.

Bei einem kurzen Tankstopp konnten wir bereits die ersten Teilnehmer des heutigen Volkslaufes beobachten, die sich heute von Glengarriff bis nach Bantry wahlweise über 10 Km oder über die Halbmarathon-Distanz auf den Weg machen wollten. Der seit 2006 jährlich stattfindende Lauf ist scheinbar sehr beliebt in der Region, da uns von überall her Busse mit dumpf entschlossenen Läufern und Läuferinnen entgegenkamen. Nur schade für alle Beteiligten, dass es ausgerechnet heute regnen musste, nachdem wir die ganze Woche keinen Schirm gebraucht hatten. 

Gegen halb zwölf trudelten wir schließlich im Flughafen Cork ein, wo uns wie erwartet keine Schlange an den Schaltern erwartete. Der Check-In war folglich in einer Minute erledigt und so konnten sich 160 Jahre Seiler schon kurze Zeit später in die Fänge des Sicherheitspersonals begeben, wo besonders Vater Seiler - mit seinem Gehstock höchst gefährlich wirkend - einer intensiven Prüfung unterzogen wurde.

Der Regen hatte zwischenzeitlich aufgehört und so entschieden wir uns, das nette Örtchen Kinsale südlich von Cork zu besuchen, das ebenso als Künstlerstädtchen wie für seine zahlreichen guten Restaurants bekannt ist. 

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Hier geben sich die Bootsbesitzer ein Stelldichein: Bucht vor Kinsale

  

Uns trieb es zuerst in ein nettes kleines Literatur-Café, in dessen gemütlicher Einrichtung man nicht nur aus unzähligen Büchern wählen konnte, sondern in dem es natürlich auch exzellente Leckereien gab.

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Im Poet’s Corner hat man ein Blick für Details


Bei etwas auflockernder Bewölkung zogen wir anschließend durch die netten kleinen Gässchen des Ortes und durchstöberten den ein oder anderen Shop. Sogar für ein Eis war das Wetter zwischenzeitlich gut genug und eine Gruppe afrikanischer Trommler sorgte für gänzlich ungewohnte Klänge in diesem Teil der Welt. Da Iren die gute Angewohnheit besitzen, neugierig zu sein und darüber hinaus der Musik immer zugewandt sind, hatte die Combo schnell eine stattliche Zuhörergruppe beisammen und gab hoch motiviert ihr Bestes, um Kinsale mit fremdländischen Rhythmen zu überziehen.

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Heute wie gewohnt in bunt, dazu ein wenig afrikanisch: Zentrum von Kinsale


Da das Wetter stabil blieb, entschieden wir uns spontan, anschließend den alten Leuchtturm von Kinsale am „Old Head“ anzusteuern. Schon nach kurzer Fahrt hat man dort einen schönen Blick auf die irische Steilküste,  lediglich unterbrochen durch einen schönen und sogar geflaggten Sandstrand.

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Typische Steilküste Irlands - inflationär vorhanden und dennoch immer wieder atemberaubend


Und dann war es schließlich Zeit, ein zweites Mal den Flughafen zu Cork als Ziel ins Navi zu programmieren - denn schon kündigte sich neuer Besuch an, der sich in Düsseldorf in die noch warmen Sitze der zwei Generationen älteren Seilers gesetzt hatte. Und der Besuch war nicht nur pünktlich gelandet, sondern auch pfeilschnell bei der Abfertigung. Kaum war auf der Anzeige „Landed“ zu lesen, öffnete sich auch schon der Ausgangsbereich und eine lediglich mit Hand- bzw. Rückengepäck ausgestattete Annika stand als erste in der Ankunftshalle.

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Das Basteln an dem Herz hat uns eine Menge Zeit gekostet


Da sie schon das dritte Mal in Cork gelandet war, lief das Ganze bei Annika trotz erstmaligem Flug ohne Begleitung beinahe unter „business as usual“. Wesentlich mehr Aufregung herrschte da schon angesichts des bevorstehenden Kennenlernens der neuen Behausung für die kommende Pfingstferienwoche. Und die war nicht unangebracht, denn nach der bei einsetzendem Regen und zunehmendem Nebel zurückgelegten Fahrt nach Adrigole war das Staunen nicht weniger groß als bei allen bisherigen Besuchern der Hazienda.

Nachdem der Neuankömmling sich erfolgreich zwischen drei Schlafzimmern für das großzügigste mit eigenem Bad entschieden und ausgepackt hatte, gab es noch ein spätes aber sehr leckeres Abendessen und schon kurze Zeit später rief - vermutlich wegen des Jetlags - das riesengroße Bett.


© Carsten Seiler 2013