Sonne satt und das schon am frühen Morgen. Das musste natürlich Folgen haben. Zum einen sind die schon befürchteten Sonnenbrände mittlerweile eingetroffen (irgendwie bringt es einfach nichts, die Creme nur im Rucksack durch die Gegend zu fahren), zum anderen verlangte die Tagesplanung selbtsverständlich um angemessene Berücksichtigung des Hochsommer-Wetters.

Bei dem Wetter muss man doch wohl vor die Tür.
Schnell war entschieden, dass die letzte uns noch unbekannte unter den drei vorgelagerten Inseln der Nachbar-Bucht besucht werden sollte: Clear Island. Ein Blick in den äußerst bewährten Reiseführer "Lonely Planet" verriet, dass ab September pünktlich um 12.30 Uhr ein Boot ab Schull in einer Dreiviertelstunde zur Insel übersetzen sollte. Massig Zeit also. Nach einem ausgiebigen irischen Frühstück und ein wenig Trödelei auf Neben"straßen" waren wir - um das Klischee deutscher (Über-)Pünktlichkeit zu bedienen - um halb zwölf in Schull. Was natürlich nicht fuhr, war das Fährboot zur Insel. Dies war allerdings auch kein Wunder, da ja der Käpt'n des kleinen Schoners in einer einsamen Entscheidung beschlossen hatte, die Saison dieses Jahr schon im August ausklingen zu lassen. Das konnte zwar der Reiseführer nicht wissen, wohl aber der Schuller Ureinwohner, der uns mit seinen gefühlt 90 Jahren in einem kleinen halbstündigen Plausch hervorragend auf den neuesten Stand brachte, uns nebenbei süffisant so manche Anekdote aus den letzten Dekaden zum Besten gab und uns schließlich für abends zur Live Music in den hiesigen Pub - The black sheep - einlud. Ab viertel vor zehn scheint der Papst dort im Kettenhemd zu boxen. Wir werden also bestimmt mal vorbei schauen. Wenn nicht heute, dann im Laufe der nächsten Wochen.

Immer noch aktuell: Über's Wasser gehen!
Da wir auf Clear Island auch noch an einem anderen schönen Tag von Baltimore aus landen können, beschlossen wir stattdessen den Mizen Head Drive zu befahren - eine wunderschöne Küstenstraße, die einmal rund um die Halbinsel verläuft. Erster Halt war der Barley Cove, zweifelsohne einer der schönsten Sandstrände Irlands, vielleicht sogar Europas. Eingebettet in eine Bucht und an beiden Seiten gesäumt von Steilküsten gibt es sicher nicht allzu viele Flecken, die mithalten können. Einige besonders mutige Gestalten nahmen sogar ausgiebige Bäder im Atlantik - bei vielleicht 15 Grad aber sicher kein Muss.

Die Iren können auch Strand.
Es wurde kaum merklich windig.
Weiter ging es nach Crookhaven - am Ende einer kilometerlangen Bucht gelegen, erinnert das Örtchen irgendwie an ein Piratennest. Zu einer gewissen Berühmtheit gelangte es, weil hier Marconi als erster eine Funkmeldung Richtung Cornwall absetzte und von dort auch Antwort empfang. Wenn man so will, wurde also in Crookhaven der Grundstein dessen gelegt, was heute als WLAN in so manchen vier Wänden den Internetzugang sicherstellt. Zudem gibt es in dem Dorf zwei hervoragende Pubs, so dass man sich gerne niederlässt und bei einem Bier oder einer heißen Schokolade den vor sich hin dümpelnden Booten zuzusieht. Spätestens jetzt kamen erste Gedanken auf, dass zwei je 45-minütige Schiffstouren auf dem offenen Atlantik vielleicht doch keine so gute Idee gewesen wären. Der Guinness-Schaum verteilte sich selbständig auf dem Tisch.

Guinness (rechts) - hier noch mit Schaum.
Es wurde deutlich windiger.
Wenn man schon mal in der Ecke ist, darf natürlich ein Besuch an Irlands südwestlichstem Zipfel nicht fehlen - der Mizen Head Signal Station. Also kurzerhand dorthin, zwei Tickets gekauft - und erst mal ordentlich gestaunt. Seit unserem letzten Besuch - damals zu fünft: 3 Erwachsene, 1 Kind, 1 Fienchen - hat sich dort Beachtliches getan. Nicht nur die Bogenbrücke ist endlich fertig (hatten wir in diesem Leben eigentlich nicht mehr mit gerechnet), es wurden auch völlig unerwartet einige Besucherplattformen in die Steilküste integriert. Alles wirklich prima gemacht und vor allem so, dass der Zauber dieser Attraktion nicht beeinträchtigt sondern - im Gegenteil - sogar unterstützt wird! Auch die ständige Ausstellung ist absolut liebevoll auf den Stand der Zeit gebracht worden: interaktiv und doch plastisch, detailverliebt aber nicht überfrachtet. In erster Linie dreht sich darin alles um den Fastnet-Rock - einem Felsen in offener See, auf dem fast 20 Km vor der Küste 1904 der mit 54 Metern höchste und vollständig aus Granit bestehende Leuchtturm Irlands errichtet wurde. Gleichermaßen eine Meisterleistung der Logistik wie der Ingenieurs- und Baukunst. Vielleicht galt es aber auch nur etwas gut zu machen - der alte Leuchtturm hielt zuvor den Wetterbedingungen nicht Stand und brach in sich zusammen.

Die Unvollendete vollendet.
Nun war es bereits so windig, dass einzelne, höher gelegene Plattformen geschlossen werden mussten und man schier keine Luft mehr bekam, wenn man das Gesicht in den Wind drehte. Zeit also für den Rückzug. Wir sind ordentlich durchgepustet zuhause angekommen und können nun gemütlich die Wolken vorbei huschen sehen - man kann nur ahnen, was draußen auf dem Meer los sein muss - zudem sich dort eine riesige schwarze Sturmfront häuslich eingerichtet zu haben scheint. Wollten wir tatsächlich heute auf Clear Island?

Steilküste - nicht nur bei Wind atemberaubend.
Geregnet hat es übrigens bislang immer noch nicht, seitdem wir hier sind - Irland hält sich mitunter so gar nicht an Klischees.