Point of return

Logbuch des Captains, Sternzeit 1907.25:

Das Frühstück war heute schon fast fertig, als der erste Offizier auf der Brücke auftauchte. In der Nacht hatte der Wellengang aufgrund starken Windes merklich zugenommen und das gleichmäßige Schunkeln sein Übriges für einen guten Schlaf getan.

Nach der täglichen Routine - ausgiebiges Frühstück, Spülen, Duschen, Bad reinigen - machten wir uns wie geplant auf den Weg zum nahegelegen Crom Castle, ohne uns von der durchgängigen Wolkendecke beeindrucken zu lassen.

Keine zehn Minuten später lagen wir dort schon am überraschend leeren Anleger, machten uns marschbereit und zogen los, um die Burgruine und ihre Umgebung einmal mehr zu erkunden. Zwar schien es jederzeit regnen zu können, aber das Wetter spielte mit und blieb nicht nur stabil, sondern lockerte immer mehr auf, so dass sogar vereinzelt die Sonne zum Vorschein kam.

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Crom Castle mit vorgelagertem Turm mitten im See


Wie auch bei unserem letzten Besuch zu Ostern vor fünf Jahren machte die Runde durch die Parklandschaft Spaß und bot allerlei schöne Blicke auf alte Gemäuer, ein bewohntes Märchenschloss und natürlich den Upper Lough Erne.

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Zu Besuch im alten Bootshaus


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Sicher hohe Heizkosten: Ein Schloss wie im Bilderbuch als Privatdomizil  


Nach drei Stunden Rundweg kamen wir schließlich wieder am Anleger an, der sich zwischenzeitlich etwas besuchter präsentierte, und lasen bei einem Becher Kakao noch ein wenig, bevor wir gegen 1645 nach Belturbet weiterfuhren.

Nach einer Stunde Fahrt haben wir damit das geographische Ende unserer Reise erreicht und zwischenzeitlich ein letztes Mal einige Kleinigkeiten eingekauft. Belturbet wartet mit einer 2014 unter Verwendung zweifellos großzügiger (EU-)Mittel neu hergerichteten öffentlichen Marina auf. Ein hochmoderner Anleger, gesäumt von einer alten Stadtmauer und eingebettet in einen kleinen Park mit Spielplatz, Picknick-Bereichen und einem Open-Air-Fitness-Studio für jedermann. Das Örtchen selbst wirkt hingegen mittlerweile zunehmend  ambivalent. Einerseits reihenweise geschlossene Ladenlokale und Häuser, die zum Verkauf stehen. Andererseits beinahe steril, schon fast surreal anmutende Vorgärten-Arrangements in Perfektion, in denen scheinbar mit der Nagelschere die Pflanzen gestutzt werden. Irgendwie hat es den Anschein, dass hier Landflucht eingesetzt hat, jedoch alles dafür getan wird, um dennoch ein möglichst perfektes Bild für Durchreisende oder Besucher zu inszenieren.

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Ein öffentliches Fitness-Studio hat auch nicht jeder Ort zu bieten


Interessant ist allerdings, dass unser favorisierter Bootsverleiher Aghinver zwischenzeitlich hier eine Dependance gegründet hat. Mit anderen Worten: Die mutmaßlich besten Boote, die man hier mieten kann, braucht man also nicht mehr wie bisher im nördlichen Lower Lough Erne übernehmen, sondern kann direkt von hier aus in den Shannon-Erne-Kanal und damit in den Shannon Richtung Süden starten. Eine tolle Option, die man unbedingt im Auge behalten sollte.

Für heute bleiben wir jedenfalls bei mittlerweile sonnigem Wetter und unerwartet blauem Himmel hier liegen und nehmen dann morgen am Stück die ca. 3,5 Stunden Richtung Heimat-Marina unter den Bug. Gegen 1630 sollten wir dort ungefähr vor Ort sein, um auszuchecken und die Koffer zum Packen abzuholen. Am Samstag soll es gegen 0930 mit dem Bus zurück nach Dublin gehen - leider!

Gleich spielen wir aber erst einmal wieder Siedler und dann haben wir morgen früh ein letztes ganz normales Irish Breakfast.

© Carsten Seiler 2013