Was für eine friedliche Nacht. Völlige Stille, kein Wind, kein Wellenschlag. Lediglich zahlreiche vor sich hin dümpelnde Boote in einer lauschigen Bucht, die auf einen gerade beginnenden neuen Tag warteten.
All das war um halb sechs schlagartig vorbei. Ein lautes Piepen aus dem Salon riss uns aus sämtlichen Träumen - wären die Decken darüber nicht so niedrig, hätten wir wohl in den Betten gestanden. Der Ursache war schnell auf den Grund gegangen: Der Kohlenmonoxid-Warner hatte Alarm geschlagen. Offensichtlich hatten wir heute Nacht (und unser Teelichter-Raclette am Abend zuvor) einfach zuviel Sauerstoff verbraucht. Wir hatten uns ganz auf die auf allen Schiffen integrierte Ventilation verlassen, aber unser Boot verlangte ungeachtet dessen vehement danach, ein Fenster zu öffnen. Kaum waren wir dem Auftrag nachgekommen, war auch schon wieder Ruhe.
Nach dieser kurzen Unterbrechung waren zwar die Kreisläufe ordentlich in Schwung, konnten aber so erfolgreich wieder runtergefahren werden, dass die danach erneut aufgenommene Nachtruhe erst um halb zehn das zweite Mal endete.
Ungewohnt war allerdings das Panorama, das uns beim Blick aus dem Salon empfing: Statt des strahlenden wolkenlosen Blaus der vergangen 1 1/2 Wochen war heute Grau die dominante Farbe. Der See lag in beinahe mystischen Nebelschleiern ruhig aber verhüllt vor uns. Der Horizont verlor sich irgendwo hinter einer nahegelegenen Insel, das gegenüber liegende Ufer schien über Nacht verschwunden zu sein.

Heute erst einmal eine Fahrt ins Graue - Lough Derg um 12 Uhr mittags
Als wir uns gegen 12 Uhr auf den Weg machten, war der Nebel zwar bereits auf dem Rückzug, es war aber noch sehr diesig, so dass der Ausguck besonders gut arbeiten musste, um die Navigationsbarken zu entdecken. Mit jeder Minute unserer heute nur einstündigen Fahrt einmal quer über den See nach Garrykennedy klarte es jedoch zusehends auf, so dass wir um 13 Uhr bereits bei strahlendem Sonnenschein anlegen konnten.

Eine Stunde später: Sonniger Anleger in Garrykennedy
Zunächst machten wir im alten Hafen fest und schauten uns ein bisschen in der unmittelbaren Umgebung um. Dabei inspizierten wir auch den neu entstandenen Teil des Anlegers und legten das Boot durch eine kurze Fahrt „um die Ecke“ noch einmal um, da der morderne Steg mit Wasser- und Stromanschluss lockte.

Nicht ganz so malerisch, dafür die bessere Infrastruktur: Der neue Anleger vor Ort
Beim genaueren Inspizieren der umgebenden Parkanlage stießen wir zu unserer großen Verblüffung und Freude auf eine eigentlich bereits in Killaloe erwartete Self-Service-Laundry. Heute konnte wir also unverhofft doch noch mit maschineller Unterstützung einmal die gesamte Schmutzwäsche in Schuss bringen und haben so für die restliche Tour vollends ausgesorgt. Die Dreiviertelstunde, die unsere Maschine brauchte, nutzten wir für einen kleinen Spaziergang. Direkt am Anleger war ein „Forrest Trail“ ausgeschildert, der sich zunächst noch am See lang, einmal um Garrykennedy herum durch einen kleinen Wald schlängelte. Eine schöne Abwechslung, um sich einfach mal die Beine zu vertreten und Kontakt zur einheimischen Tierwelt aufzunehmen.

Stets aufgeschlossen an der Grenze zur Neugier: Kerry-Gold-Produktionseinheiten
Zuhause angekommen, hingen wir rasch die Klamotten auf das Achterdeck, wo sie zwischenzeitlich schon vollständig getrocknet sind und auf das Abhängen warten. Nach und nach füllte sich der Steg zusehends. Offensichtlich sind wir nicht die Einzigen, die - dank Brian von unserer Heimat-Marina, der uns den Tipp sogar extra in die Navigationskarte geschrieben hatte - von der traditionellen Live Musik wissen, die hier gleich in einem der beiden sehr nett ausschauenden Pubs starten wird. Lesen und schwimmen ließen den Nachmittag schnell rumgehen und in einer Stunde machen wir uns auf die Socken, um den irischen Klängen bei einem gepflegten Guinness zu lauschen.

Wer kennt es nicht? Das Märchen von der Froschkönigin?
Dass es dann doch wieder 26 Grad bei strahlendem Sonnenschein wurde, hätten wir heute früh zwar nicht unbedingt erwartet, wir nehmen den weiteren Tag mit Prachtwetter aber natürlich gerne mit. Den Begriff „Regen" verbinden wir mittlerweile eigentlich gar nicht mehr mit unserer Wahlheimat. Mal schauen, wann sich endlich der erste Schauer blicken lässt. Morgen ist ja auch noch ein Tag...