Koffer sind Nebensache

Der erste Packtag ist leider schon da. Die ersten Feriengäste sind bereits am letzten vollständigen Urlaubstag angekommen, bevor es morgen ins heimische Düsseldorf geht. Auf die Tagesplanug hatte das aber nur sehr wenig Einfluss. Lediglich das Kofferpacken am späten Nachmittag musste natürlich berücksichtigt werden. Es blieb aber noch genügend Zeit, die Beara-Halbinsel zu erkunden, auf der wir nun schon beinahe eine Woche gemeisam feudal wohnen.

Wie zwischenzeitlich gewohnt, rollten wir gegen halb zwölf von unserer Vorfahrt, bogen jedoch nicht wie bislang links sondern erstmalig rechts ab. Erstes Ziel war Castletownbere, ein lebhaftes Hafenstädtchen mit Fischrestaurants, bunten Häuserzeilen und natürlich einem der meistfotografierten Pubs in Irland.

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Hier fand Pete McCarthy das passende Cover für sein ganz persönliches Buch über Irland


Nach einem ausgiebigen Rundgang durch den Hafen mit seinen beachtlich zahlreichen, teilweise überraschend groß dimensionierten Fischerbooten und entlang der Hauptstraße setzten wir unsere Fahrt zur legendären Seilbahn fort, die unsere Halbinsel mit dem vorgelagerten Dursey Island verbindet. In schwindelerregender Höhe schunkelt man damit über den darunter tosenden Atlantik und muss dabei die Regel beherzigen, dass transportiertes Vieh stets Vorrgang vor menschlichen Passagieren genießt. Wenn also einige Schafe oder Kühe nach Dursey übersetzen „wollen“, heißt es warten und hinten anstellen. Es gibt halt nur das eine Verkehrsmittel - egal, wie viele Beine man vozuweisen hat.

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Nichts für schwache Nerven: Dursey Cable Car

 

Weiter ging es an der Küste entlang zum ehemaligen Zentrum der europäischen Kupferindustrie, dem kleinen verschlafenen Örtchen namens Allihies. Zwischenzeitlich ist die letzte Kupfer-Mine lange schon geschlossen und es erinnert nur noch ein Museum an die ruhmreichen Zeiten des Edelmetall-Abbaus. Genau das aber war spontan unsere Anlaufstelle für das Mittagessen, da es in einer wunderschön restaurierten ehemaligen Kirche untergebracht ist und auch ein kleines, aber ebenso feines Café beinhaltet. Hier gibt es für relativ kleines Geld großen Genuss bei bester Aussicht. Dabei ist der Begriff „Café“ eigentlich irreführend, da man neben einigen Kuchen und Torten auch durchaus Herzhaftes bekommt. Wir folgten der Empfehlung der sehr freundlichen Inhaberin und entschieden uns für die Fischsuppe. Wie sich schnell herausstellte, eine ganz ausgezeichnete Wahl.

Frisch gestärkt ging es weiter auf immer schmaler werdenden Wegen die Steilküste entlang bis zum nächsten Stopp in Eyeries - einem irischen Bilderbuch-Dörfchen, das vermutlich viele schon mal unbewusst in dem ein oder anderen Film gesehen haben, in dem die grüne Insel zumindest randlich eine Rolle spielt. Eyeries dient dabei gerne mal als Kulisse, weil es mit seiner scheinbar aus der Zeit gefallenen Hauptstraße mit kleinen, bunten Häusern so wunderbar jedes Klischee über Irland zu bedienen scheint.

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Gibt es so etwas wirklich heute noch? Ja, im Film - und in Eyeries


Obwohl es wieder einmal den ganzen Tag trocken blieb, zog es sich doch gegen Nachmittag immer mehr zu und es wurde zunehmend diesig. Es war also nach immerhin fünf Stunden mit überwiegend sonnigem Wetter an der Zeit, noch einmal über den Healy Pass zu fahren und die einheimischen Gefilde anzusteuern. Zuhause angekommen, gab es noch Kakao, Kaffee und Apfel-Törtchen, bevor schließlich doch zwei Koffer gepackt werden mussten. 

Der Abend endete mit einem Live-Stream des überraschend verlaufenden DFB-Pokal-Finales - dass Bayern am Ende der Saison genauso viele  Titel wie Fortuna geholt haben würde, hätten sicher vorher nicht viele gedacht. Nur Mutter Seiler war sich diesbezüglich sicher. Fußball-Sachverstand liegt eben in der Familie.


© Carsten Seiler 2013