Das war Spitze!

Langsam stellt sich ein wenig Routine ein: Ungefähr 9 Uhr Frühstück, irgendwann zwischen 11 und 12 Uhr Abfahrt. Heute eher gegen 11 Uhr, da uns schon beim Aufwachen sensationelles Wetter erwartete.

Erstes Ziel war heute Schull, das erste größere Örtchen auf der Mizen-Halbinsel, der südlichsten Halbinsel hier in Cork. Innerhalb Irlands ist Schull als Standort des landesweit einzigen Planetariums bekannt. Darüber hinaus ist es aber auch ein wahres Bilderbuch-Fleckchen auf der grünen Insel. Es gibt einen wunderbaren Uferstreifen mit netten Bänken und Spazierwegen, ein ebenso überschaubares wie geschäftiges Hafenbecken, penibel gepflegte Grundstücke von moderaten bis beeindruckenden Ausmaßen und eine kunterbunte Hauptstraße, die alles aufbietet, was man zum täglichen Leben und darüber hinaus benötigt.

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Die Bucht vor Schull: Idyllisch, an der Grenze zu malerisch


Nach einer kleinen Wanderrunde durch das liebenswerte Städtchen machten wir uns auf in Richtung Westen mit Ziel Crookhaven, das in einer Bilderbuch-Bucht gelegen ist. Eigentlich handelt es sich lediglich um ein Ansammlung einiger netter Häuschen, die nahe an einem Kai errichtet wurden. Dankenswerterweise fungiert gefühlt die Hälfte davon als Pub, und so kommt der Besucher in den Genuss des einzigartigen Crookhaven-Flairs: Die Zeit scheint hier beinahe still zu stehen, Hektik und Stress des Alltags sind sofort vergessen, in den Fokus rücken stattdessen spielende Hunde und vor sich hin dümpelnde Boote.

Wir haben eine ganze Zeit lang einer vierbeinigen Straßen-Gang beim Ballspielen zugesehen und nebenher einige Sandwiches, sehr leckere Quiche und einige Kaltgetränke geordert. „Chillen" ist eines der gerne und häufig bemühten Ausdrücke des 21. Jahrhunderts. Hier wurde er vermutlich erfunden.

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Sie wollen alle nur das eine: Den Ball

 

Gut gestärkt ging es anschließend Richtung Spitze der Halbinsel, hier genannt „Mizen Head“. Ein wunderschön angelegtes Areal inklusive Besucherzentrum, neu errichteten Aussichtsplattformen für einen atemberaubenden Blick auf die Steilküste und ein zwischenzeitlich sogar barrierefrei zu meisternder Weg zum Leuchtfeuer am südwestlichsten Punkt Europas. Da wir erst um halb vier eintrafen, die Öffnungszeiten im Mai aber schon um 17 Uhr enden, verzichteten wir auf die Dauer-Ausstellung zum "Fastnet Rock“ - dem Leuchtturm, der über 14 Kilometer vom Festland entfernt auf einer etwas größeren Klippe mitten im Atlantik gebaut wurde und den man bei gutem Wetter problemlos vom Ufer aus sehen kann. Stattdessen stapften wir direkt mutig Richtung Ende der Halbinsel - ein immerhin halbstündiger Marsch mit erheblichen Steigungen und einer spektakulären Brücke.

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Ein langer Weg ans Ende Europas, aber ein lohnenswerter...

 

Als wir schließlich am eigentlichen Ziel unseres Tagesausfluges angekommen waren, wurden natürlich jede Menge Fotos geschossen und nach Walen Ausschau gehalten. Gefunden haben wir wenigstens einige Seehunde. Bei der Suche nach ihnen vergaß Mutter Seiler sogar temporär ihre für die Brücke eigentlich erwartete Höhenangst. 

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Das Tagesziel war geschafft: So seh’n Sieger aus!


Im Anschluss an die gerne ertragenen Strapazen gönnten wir uns noch bei schönsten Ausblick Kaffee und Eis im Außenbereich des Cafés am Besucherzentrum., bevor wir uns auf den Heimweg Richtug Adrigole machten. Merkwürdigerweise schafften einige von uns beim Filmabend nach dem Abendessen nur wenig mehr als den Vorspann, bevor der Sandmann mit Nachdruck sein Werk versah. Es war halt ein langer Tag geworden und ungeachtet des vollkommen wolkenlosen Himmels anstrengend für jung und alt. Aber in jedem Falle ein Tag, an den wir gerne zurückdenken werden.


© Carsten Seiler 2013