Na bitte, es geht doch - heute hat die derzeit zusammen mit der Sahara weltweit trockenste Gegend endlich einige Tropfen Regen abbekommen. Nicht allzu viel, aber immerhin. Schon vom Bett aus konnte man heute früh ein stetes Tröpfeln ausmachen, das von einem kleinen Rinnsal auf dem Verdeck des Achterdecks herrührte. Und tatsächlich: Ein Blick aus dem Fenster bestätigte einen ganz feinen Nieselregen, der über der Hafenanlage hing.
Wir genossen das völlig ungewohnte Bild bei einem ausgiebigen Frühstück und machten uns gegen viertel nach elf in Richtung der Schwenkbrücke bei Portumna auf, die um 12.30 Uhr geöffnet werden sollte. Der Nieselregen hielt zwar an, war aber noch weniger intensiv als beispielsweise die Wasserzerstäuber, die sich vereinzelt über den Obst- und Gemüsebereichen einiger Supermärkte finden. Da man also keine nassen Klamotten riskierte, konnten wir sogar wie gewohnt mit offenem Achterdeck fahren und freuten uns angesichts bereits wieder angenehm warmer Temperaturen über die frische Brise. Trotz nur weniger Knoten Fahrt war nach einer halben Stunde der Anleger der Schwenkbrücke bereits erreicht, so dass wir die Wartezeit nutzen konnten, um das Boot ein wenig auf Vordermann zu bringen.

Wartezeit sinnvoll genutzt: Klein-Reine-Machen vor der Portumna-Schwenkbrücke
Pünktlich um 12.30 Uhr kam der Brücken-Wärter zum Abkassieren und dem obligatorischen Plausch vorbei, so dass wir schon kurze Zeit später den Lough Derg nach exakt einer Woche wieder verlassen und auf den Shannon zurückkehren konnten.

Rechts! Schwenk! Marsch! Freie Fahrt Richtung Shannon...
Gemütlich zuckelten wir beinahe drei Stunden in Schleichfahrt Richtung Banagher, lediglich kurz unterbrochen durch die Schleusung an der „Victoria Lock“. Dort heimste das Boot und vor allem die Crew ein besonderes Lob des Schleusenwärters ein. Da eines der beiden Tore am Schleusenzugang defekt war und daher nur eine Seite geöffnet werden konnte, war die Einfahrt ohnehin ein wenig knifflig. Weil aber darüber hinaus bereits drei weitere Boote in der Schleuse lagen und zwei davon auf der für uns ungünstigen Seite, musste schon ein Weltklasse-Manöver her, um als viertes Schiff direkt hinter der defekten Schleusen-Pforte einzuparken. Und was soll man sagen? Es gibt diese Tage, wo so etwas auf Anhieb gelingt und die offene Bewunderung der übrigen Crews beinahe mit Händen greifbar wird. Heute war so einer. Das dafür als Lohn geerntete „Very good driving“ des Waterways-Angestellten kam aus vollem Herzen.

Anfahrt auf Banagher bei beinahe vollständig geschlossener Wolkendecke
Die restliche Fahrt durch die friedliche Flusslandschaft des Shannon war von der zunehmenden Wolkendecke geprägt, die aber nach wie vor stabiles Wetter für uns bereit hielt. Nach dem Anlegen in einer ruhigen Ecke des Hafens sind wir ausführlich einkaufen gegangen und haben nun wieder Proviant für die nächsten Tage an Bord. Und das alles ohne Regenjacke oder Schirm. Kaum waren wir jedoch wieder an Bord, öffnete der Himmel sämtliche Schleusen und für eine halbe Stunde regnete es offensichtlich all den Niederschlag, der sich in den zurückliegenden 14 Tagen angesammelt hatte. Nicht nass zu werden in Irland beherrschen wir mittlerweile scheinbar traumwandlerisch. Und was ist gemütlicher, als bei einem ordentlichen Schauer mit Tee und Kakao im Salon oder dem Achterdeck zu sitzen, dem Regen zuzuhören und dabei ein gutes Buch zu lesen?
Mittlerweile ist die kurze Regenphase längst wieder vorbei, es hat aufgeklart und bei freundlichem Wetter zieht es so manchen Gast der hiesigen Marinen in den Ort, um im Pub die Eröffnung der EM zu sehen. Da morgen Samstag ist und damit Übergabetag, sind die drei hier heimischen Flotten so gut wie vollständig angetreten, die Stege sind voll und an so manchem Mietboot weht die jeweilige Landesflagge.

Boote und kein Ende: Gleich drei Marinen stationieren ihre Flotten in Banagher
Das wird uns zweifellos in der Form nicht passieren. Die Flotte unseres Vermieters besteht zur Zeit aus genau einem Boot - und auf dem sitzen wir und verfolgen den Live-Ticker zur Auftakt-Niederlage der Franzosen. Das Turnier verspricht ohnehin so manche Überraschung. Dass Irland letztlich Europameister wird, hätten vermutlich nur wenige vorher getippt. Wir schon.