Abstecher

Nachdem wir gestern Abend noch einen wunderbaren Sonnenuntergang in Shannonbridge genießen konnten, sorgte eine kristallklare Nacht dafür, dass die sommerlichen Temperaturen pünktlich zum Frühstück wieder etwas abgesenkt waren. An Bord merkt man das morgens immer schnell am Kondenswasser, das sich in den zurückliegenden Stunden an den metallenen Fensterrahmen gesammelt hat. Wenn man darunter liegt, wird man gerne auch schon mal tröpfchenweise geweckt...

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Mit solchen Eindrücken geht man gerne schlafen


Schnell war klar, dass auch heute kaum eine Wolke am Himmel zu sehen sein würde. Schon beim Ablegen um 11 Uhr gab es bereits wieder hochsommerliches Wetter und erbarmungslos scheinende Sonne. Es war also einmal mehr eine gute Entscheidung, ein Boot mit flexibler Dachkonstruktion über dem Achterdeck genommen zu haben. Manche meinen irrtümlich, so könne man in Irland Wind und Regen beim Bootsfahren entgehen. Dabei geht es eigentlich nur darum, nicht schon am vierten Tag auf dem Wasser Verbrennungen dritten Grades davonzutragen. Wüsste man es nicht besser, würde man meinen können, wir hätten Spanien oder Karibik gebucht.

Unser heutiges Ziel lag - einigermaßen überraschend - nicht am Shannon. Den haben wir nämlich kurz nach Shannonbridge bis morgen verlassen und sind abgebogen in den River Suck. Der schlängelt sich durch eine malerische Landschaft bis hinauf zum Städtchen Ballinasloe. Alles in allem eine Fahrt von etwas über zwei Stunden, auf der auch eine Schleuse durchfahren werden muss. Unterwegs trifft man auf jede Menge Getier - angefangen von den omnipräsenten Kühen und Schafen über Herden von Pferden (sogar Connemara-Pferde darunter!) bis hin zu Fischreihern und Kormoranen.

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Es müssen nicht immer Schafe sein...


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Kormoran auf der Flucht

 

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Achtung! Suchbild mit mindestens neun Schwänen


Der Schleusenwärter versorgte uns noch mit Veranstaltungstipps für den heutigen Abend und überreichte eine Karte vom Übernachtungs-Örtchen. Nicht, dass man sich hier verlaufen könnte, aber sicher ist sicher. Vielleicht unterschätzt man ja auch die regionale Bevölkerungszahl. Gemessen an den äußerst großzügigen Tesco, Aldi und Lidl muss es hier irgendwo noch eine Millionenstadt außerhalb Dublins geben, von der die Welt noch nichts weiß. Die aus Deutschland hinlänglich bekannten Discounter sind hier vor allem für eines gut - sie haben die Preise für Wein etwas gedrückt, die bis zu ihrem Auftauchen regelmäßig das Doppelte bis Dreifache gegenüber Zuhause betrugen.

Beim Anlaufen von Ballinasloe empfängt die Skipper eine ungewöhnlich große Hafenanlage, die sicherlich höchstens mal in der Hauptsaison adäquat gefüllt sein dürfte. Uns soll es egal sein - wir liegen schön und können endlich mal in Ruhe unsere Playlists über die bordeigene Anlage hören. 

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In Ballinasloe ist scheinbar irgendwie Vieles zu groß geraten, u.a. die Hafenanlage


Gegenüber fängt gerade einer an, sein Boot zu schrubben - das hat bei uns noch mindestens bis Ende der Woche Zeit. Erst einmal stoßen wir jetzt auf unseren alten Herrn an, der erfreulicherweise morgen endlich das Krankenhaus verlassen und sich zuhause weiter erholen kann (und dies hoffentlich auch ausgiebig tuen wird). Prost!

 

© Carsten Seiler 2013