Zweiteiliges Rätsel

Happy Hour: Ein Blog-Eintrag für zwei Tage!

Und das hat natürlich auch einen guten Grund, nämlich die mehr oder weniger vor der Haustür liegende Insel Bere Island.

Etwas südlich von Castletownbere und eingangs der Bantry-Bucht gelegen, hatten wir das vier Kilometer breite und zehn Kilometer große Fleckchen Land als Ausflugsziel bislang nicht auf dem Schirm. Nach zwei zurückliegenden Tagen auf Bere Island fragen wir uns, warum eigentlich nicht. Im Grund ist kaum nachvollziehbar, dass die Insel nicht mehr Beachtung in Reiseführern findet. Sie lässt sich bequem mit zwei Fährverbindungen erreichen, bietet schöne Wanderwege, herrliche Ausblicke und jede Menge Natur pur.

rF8QpSA9QH+DO%3q67fa5A thumb 8e08

Erste Anlandung mit Murphy’s Ferry


Für die gestrige Expedition wählten wir die Fähre, die im östlichen Bereich der Insel andockt. Von dort aus machten wir uns auf einen Rundweg über das „East End“. In den fünf Stunden, die uns zur Verfügung standen, bevor Murphy die letzte Überfahrt zurück nach Castletownbere einläutete, kamen schließlich neben acht Kilometern Wanderung auch eine Vielzahl von Begegnungen mit der beheimateten Tierwelt und Panoramen für die Kamera zusammen.

EI0pMkl4TH6hU2rDVe+NGw thumb 8e73

Eines dieser praktischen hüfthohen Selfie-Pferde

 

Dabei kann besonders die Ostseite der Insel nicht leugnen, dass Bere Island lange Zeit hohe militärische Bedeutung zukam. Die Engländer, die Ihrerseits u.a. über diese Insel in Irland anlandeten, etablierten hier 1803 eine ständige Präsenz, errichteten eine Kaserne und bauten über das Eiland verteilt vier Verteidigungstürme, um potentiellen französischen Invasoren das Leben möglichst schwer zu machen. Bis die Militäreinrichtungen 1938 an Irland übergeben wurden, hielten die Briten die Basis ohne Unterbrechung aufrecht und nutzten sie insbesondere im ersten Weltkrieg beim U-Boot-Kampf gegen Deutschland.

JP6L8GI%TbWRXdpKgOy3lg thumb 8e0f

Immer wieder stößt man im „East End“ auf Relikte der früheren britischen Militärpräsenz 


Gelangt man beim Rundweg in den südlichen Teil der Insel, präsentieren sich einem direkt wieder die typischen Landausläufer Irlands mit ihren legendären Steilküstenformationen. Aber auch einige kleine Badebuchten sind zu finden - wenn auch auf Bere Island nicht mit Sand, sondern mit Kies ausgelegt.

XFLYQNB%TWafPnWjxfr2dg thumb 8e79

Ständiger Begleiter auf der Südseite der Insel: Herrlicher Blick auf Sheep’s Head und den Atlantik


Uns hatte der östliche Teil von Bere Island so begeistert, dass schnell klar war, dass wir - sollte das Traumwetter bei strahlendem Sonnenschein und bis zu 24 Grad weiter Bestand haben - noch einmal wiederkehren und den westlichen Teil unter die Füße nehmen würden. Um kurz nach sechs waren wir wieder am Anleger angekommen und hofften daher, uns zuhause nur kurz frisch zu machen und am nächsten Tag direkt wieder vor Ort zu sein.

EkZ5%mbGSfqg4F5vy9lHfQ thumb 8dfe

Auch sie wollten einen einfach nicht gehen lassen


Und so kam es, wie es kommen musste: Heute wieder Traumwetter, heute wieder Bere Island. Diesmal nahmen wir die Fähre ab Castletownbere in den Westteil der Insel. Die Überfahrt ist mit einer Viertelstunde deutlich kürzer als die in den Ostteil und bot uns heute sogar unterwegs eine unerwartete Robben-Sichtung.

Wir hatten zudem heute etwas mehr Zeit mitgebracht als gestern und gedachten, diese durch das Kombinieren von gleich drei Wanderwegen auch ausgiebig zu nutzen. Unter dem Strich standen heute 16 Kilometer bei einem sehr fordernden Höhenprofil zu Buche. Es ging dabei oft querfeldein, buchstäblich über Stock und Stein. Immer wieder galt es über Leitern zu klettern, die für Wanderer neben den typischen Gattern für Weidebereiche errichtet wurden. Erstes Ziel war der Leuchtturm an der Südwestspitze der Insel. Schon auf dieser Passage waren Kühe und Schafe ständige Begleiter - dabei stets neugierig, aber immer auch auf einen Sicherheitsabstand bedacht. 

3LJp2IudQSGjks5IYnmd3A thumb 8ebc

Von Schafen belagert: Leuchtturm von Bere Island


Nach einer kurzen Sandwich-Pause ging es einen sehr anstregenden, aber umso lohnenswerteren Marsch an der südlichen Steilküste entlang. Häufig genug reduzierten sich die Weghinweise nur noch auf gelbe Pfeile, die man auf umherliegenden Findlingen oder Felsstrukturen suchen musste. So hangelten wir uns langsam aber trittsicher durch das Areal und hätten am liebsten alle fünf Meter Fotos aufgenommen, Picknick gemacht oder einfach nur eine Zeit lang die absolute Ruhe genossen. Aber um 18.30 Uhr ging nunmal unsere Fähre - die letzte an diesem Tag.

1dm%+6dcSV66k4nC4DdDJA thumb 8ec7

Ein Paradies für Naturfreunde: Keine echten Wanderwege, dafür aber gelegentliche Richtungshinweise als ausreichende Orientierungshilfe

  

Wir gingen schließlich soweit Richtung Osten, dass wir beinahe bis an die gestrige Runde im „East End“ stießen, drehten dann jedoch Richtung Nordwesten ab und zogen auf befestigten Straßen gemütlich und auch zunehmend ein bisschen ausgepowert Richtung Fähranleger zurück.

Eine halbe Stunde vor Erreichen des Piers nahmen wir uns die Zeit, um uns im wirklich netten Bere Island Hotel eine kleine Erfrischung zu gönnen. Das Hotel fungiert auch als B&B und Pub. Die sehr freundliche Bedienung überredete uns dazu, eine neue Cider-Variante aus dem Hause Bulmers kennenzulernen. Eine ganz prächtige Idee, die wir als Exklusiv-Gäste des Establishments nur allzu gerne auf der Terrasse umsetzten.

xU9xEfKSQVGTyMV%tdeJyA thumb 8ed5

Irland 2018: Cider und Sonnenbrille immer griffbereit

 

Eine Viertelstunde vor dem Ablegen waren wir schließlich am Boot und sehr zufrieden damit, uns zweit Tage Zeit für das Entdecken von Bere Island genommen zu haben. Jedem, den es mal in diese Region verschlägt, sei die Insel wärmstens ans Herz gelegt. Sicher auch ein guter Tipp für eine oder auch zwei B&B-Übernachtungen im Rahmen einer Rundreise.

vYhPpgoTSWuCjtFHGEit0Q thumb 8e8a

Bere Island braucht sich vor anderen Insel nicht zu verstecken

 

In die Riege unserer Lieblings-Ausflugsinseln hat es Bere Island jedenfalls auf Anhieb geschafft - und das absolut nicht nur deshalb, weil wir durch den Besuch der nahegelegenen Insel zwei Tage kaum Auto fahren mussten - diesen netten Nebeneffekt haben wir aber natürlich durchaus gerne in Kauf genommen.


© Carsten Seiler 2013