Alles richtig gemacht. Am letzten der Rückreise und ihrer Vorbereitung unverdächtigen Tag hat Irland noch einmal ganz großes Tennis gespielt. Die Insel hat alles gegeben, was sie zu bieten hat: Unglaubliche Ausblicke, nette Örtchen, einsame Strände, verschrobene Typen, abenteuerliche Straßenführungen und mindestens drei völlig unterschiedliche Wetterlagen auf 10 Kilometern. Damit hatten wir wahrlich nicht gerechnet. Es war mehr eine Trotzreaktion, heute den Ring of Beara fahren zu wollen. Frei nach dem Motto "Wir machen, was wir wollen - und zwar unabhängig davon, ob es regnet oder nebelig ist" fuhren wir - überraschend früh für unsere Verhältnisse - zu der nördlich gelegenen Halbinsel, auf der wir vor einigen Jahren auch schon einmal unser Urlaubsdomizil aufgeschlagen und die wir in allerbester Erinnerung hatten. Ebenso so schön wie der Ring ob Kerry, aber touristisch nur wenig erschlossen. Das liegt wieder einmal an den engen Küstenstraßen, auf denen jeder Reisebus zwangsläufig ins Verderben stürzen würde.

Da sah noch alles wie seit Tagen gewohnt aus ...
Wir fuhren bei den gleichen meteorologischen Verhältnissen ab wie zuletzt gewohnt und hatten sogar kurz vor unserem ersten geplanten Stop in Castletownbere ein wenig Nieselregen, der den Scheibenwischer hin und wieder beschäftigte. Im Hafen des Städtchens angekommen, riss jedoch wie auf Kommando der Himmel auf und wir feierten das Comeback der Woche: Der Sommer war ebenso plötzlich wie unerwartet zurück! Unfassbar - wir hatten zwar irgendwie darauf gehofft, aber die überfallartig herein brechende Sonne machte selbst uns dann doch kurz sprachlos.

… und dann ging alles ganz schnell.
So zogen wir gut gelaunt Eis essend durch Castletownbere und kamen natürlich nicht umhin, dass obligatorische Foto von einem der zweifellos berühmtesten Pubs Irlands zu schießen: McCarthy's Bar.

Der Pub zum Buch
Immer wieder unterbrochen von grandiosen Szenerien und atemberaubenden Aussichten bahnten wir uns den Weg zur einzigen Seilbahn Irlands: Der Dursey Cable Car. In 30 Metern Höhe über dem Atlantik schwingt man fröhlich zur nicht weit vor der Küste liegenden Insel Dursey hinüber. Kleine Besonderheit: Schafe haben stets Vorrang bei der Beförderung, kein Witz! Dieses Unikum lief vor nicht allzu langer Zeit Gefahr, Opfer der EU-Bürokratie zu werden. Weil vermutlich der einlagige Holzboden der Kabine gegen irgendwelche EU-Normen verstieß, drohte der Betrieb der Seilbahn tatsächlich eingestellt werden zu müssen. Gut, es war vielleicht nicht mehr ganz der neueste Stand der Technik, aber man kam auch in der alten Gondel hinüber - und konnte durch den Holzboden teilweise sogar direkt auf das Wasser sehen! Und für Notfälle hing außerdem ein Gebetstext in der Kabine! Aber es half alles nichts: Ein neuer Verschlag zum Schweben musste her. Und da ist er nun: Irgendwie moderner als der alte, aber nach wie vor nur etwas für Schwindelfreie und Wagemutige.

Wohlverdienter EU-Ruhestand

Neuer und schicker, aber sonst alles wie gehabt.

Nur fliegen ist schöner!
Nach der schwindelerregenden Seilbahn war dann erstmal ein kleiner Spaziergang zu dem sicherlich kleinsten Ringfort des Landes fällig. Die Festungsanlage hat einen stattlichen Durchmesser von höchstens sieben Metern - in der Not bekam man da allenfalls eine Familie mit zwei Kühen und vier Schafen unter. Die Größe der Anlage kam aber offensichtlich nicht von ungefähr. Alles schien hier igendwie kleiner als anderswo zu sein:

Pferde in Hundegröße - praktisch.
Anschließend mussten wir vor einer unglauchlich anhängigen Katze Reißaus nehmen, um unsere Meerschweinchen nicht mit einem zusätzlichen Haustier zu überraschen. Erholung vom 100-Meter-Sprint zum Auto fanden wir wenige Kurven weiter. Dort flachte die Steilküste bis zu einem wunderbaren Sandstrand ab, den wir ganz für uns alleine hatten.

Gut, wenn man Badetücher dabei hat!

Farbenpracht und scheinbar unendliche Weite: Irland
Unsere große Runde über die Beara-Halbinsel schlossen wir mit einer Fahrt über den Healy-Pass ab, um wieder von Kerry nach Cork zu gelangen. Da heute unser Glückstag zu sein schien, war diese Gebirgsstraße vollständig nebelfrei zu befahren und bot neben herrlichen Ausblicken auch ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten. Der ansässige Schäfer liess es sich nicht nehmen, uns noch einmal - wie schon vor einigen Jahren - nach sämtlichen Details unserer Familiengeschichten zu befragen. Wir haben uns gefreut, ihn und seinen Border-Collie wieder zu sehen und uns locker zu einem neuerlichen Treffen verabredet - so in 3 oder 4 Jahren wieder am gleichen Pass.

Man schlängelt sich so durch: Der Healy-Pass

Hier gibt es immer was zu sehen.

Und ab und zu trifft man auf alte Bekannte.
Den Heimweg traten wir heute recht spät und ein wenig widerwillig an - aber irgendwann mussten wir ja auch mal etwas essen und das Auto betanken. Es passte aber zu diesem Tag, dass wir auf der Rückfahrt noch mit dem ein oder anderen abendlichen Motiv belohnt wurden. Danke.

Ein schöner Tag neigt sich dem Ende ...

… und selbst der Atlantik scheint schon zu schlafen.