Den gestrigen Abend haben wir genauso verbracht wie Götze und Özil - wir haben der Nationalmannschaft bei ihrem ersten EM-Auftritt zugesehen. Das taten wir in bewährter Runde in nicht minder bewährter Umgebung. Um viertel vor Acht Ortszeit hatten sich außer Daniel und Doreen, die wir vorgstern in Shannonbridge kennengelernt hatten, auch noch jede Menge weiterer Deutsche zum Rudel-Gucken in Sean’s Bar eingefunden.
Dass das Spiel nicht gerade ein weltmeisterlicher Auftritt war, schadete der Stimmung nicht im Geringsten. Kurz nach dem Spiel gesellten sich dann auch noch Kurt und Irene zur intensiven Nachbesprechung des Spiels zu uns, so dass die Shannonbridge-Runde wieder komplett war. Als es im Biergarten kühler wurde, wechselten wir bei bester Live-Musik hinein in den Pub und blieben, bis wir um 1 Uhr raus gekehrt wurden. Ein sehr netter, entspannter Abend in bester Atmosphäre.
Als wir heute um viertel vor zwölf bei bestem Wetter ablegten, war das Frühaufsteher-Boot unter uns zwar schon weg, Daniel und Doreen schipperten aber beinahe gleichzeitig los und bogen erst nach zwei Stunden Richtung Nord-Osten auf dem Lough Ree ab, während wir uns Richtung Nord-Westen hielten. Vielleicht sieht man sich ja noch einmal im Laufe der nächsten Tage wieder.

Abfahrt aus Athlone bei wieder einmal prima Wetter
Der Lough Ree ist für heute und morgen unser vorübergehendes Revier, bevor es an seinem nördlichen Ende wieder in den Shannon geht. Er ist ungefähr genauso groß wie der Lough Derg, aber hinsichtlich der befahrbaren Gebiete etwas zerklüfteter und daher etwas schwieriger zu navigieren. Unterwegs wurde es erneut so sonnig und heiß, dass die Sonnenmilch wieder zu Ehren kam. Bei beeindruckenden Panoramen tuckerten wir sehr gemächlich bis zur Blackbrink Bay, einer kleinen Bucht im Westen des Sees.

Wolkenspiele über dem Lough Ree
Die kleine Bucht ist über einen noch kleineren Kanal mit dem netten Anleger Lecarrow Harbour verbunden, an dem wir heute übernachten werden. Der Kanal ist extrem eng und neigt in den Sommermonaten zum sogenannten „Verkrauten“. Die Pflanzenwelt in seinem Lauf wuchert dann derart stark, dass man ihn sehr vorsichtig durchfahren muss, um nicht Gefahr zu laufen, sich die Wasserfilter der Motorkühlung zu verstopfen. Schon jetzt war unter der Wasseroberfläche ordentlicher Bewuchs zu erkennen, so dass wir uns sicherheitshalber im Schleichfahrt-Modus hindurch manövrierten.

Kerzengerades Pflanzenbiotop: Der Kanal nach Lecarrow
Als wir um 15 Uhr andockten, haben wir erst einmal den Frischwassertank ordentlich geflutet und sind nach einer kurzen Pause um halb fünf in einen netten, nahe gelegenen Pub gelaufen, um uns zusammen mit unseren irischen Gastgebern das Spiel der Kleeblätter gegen Schweden anzuschauen. Der Fernseher hatte zwar nur moderate Ausmaße, aber umso größer war die Stimmung - insbesondere, weil Irland die Schweden einigermaßen unerwartet 50 Minuten lang regelrecht an die Wand spielte. Als folgerichtig der Führungstreffer für die grün-weiße Fussballgroßmacht fiel, stand der Pub regelrecht auf dem Kopf. Zwar reichte es am Ende dann doch nur zu einem Unentschieden, aber es bestand allseits Einigkeit, dass das auch in Ordnung ginge. Schade nur, dass dafür ein Eigentor der Iren her musste - die Schweden selbst hätten heute sicher keine Bude zustande bekommen.
Während unseres Pub-Besuches haben wir auch Suzy kennengelernt - eine sehr niedliche Mischung irgendwo zwischen Terrier und Pudel, die uns zuerst auf einem eigenen Stuhl gegenüber saß, letztlich aber dann doch interessiert zu uns wechselte, um sich mal ordentlich kraulen zu lassen. Suzy war so - trotz der lärmenden Fussball-Gemeinde um sie herum - mit der Gesamtsituation äußerst zufrieden - erst recht, als sie auch noch einige Chips von ihrem Herrchen abstauben konnte. Eine Hundedame, die auf Cheese & Onion steht, hatten wir bislang auch noch nicht getroffen.

Im Pub abzuhängen, will auch als Hundedame gelernt sein
Auf dem Heimweg zum Boot fühlten wir uns merkwürdig beobachtet, aber vielleicht haben wir uns das auch nur eingebildet. Wie auch immer: Wir werden jetzt noch ein oder zwei Folgen „Homeland“ schauen und dann versuchen, etwas früher als in den letzten zwei Tagen ins Bett zu kommen.
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