Turmhoch

Was soll man dazu noch groß sagen? Ein Traumwetter par excellence. So war es bereits heute früh, so dass wir die Sonne im Wintergarten beim irischen Frühstück genießen und dabei sowohl den langsam aktiv werdenden Schafen als auch den sich noch müde räkelnden Robben zusehen konnten.

Schnell stand fest, dass es heute bei den äußeren Bedingungen ein Rundwanderweg werden sollte. Dazu fuhren wir in den westlichsten Zipfel vom County ins nette Örtchen Glencolumbkille. Dort gibt es neben einem großen und einigen versteckten kleinen Stränden auch mehrere bestens markierte Wanderwege entlang der Klippen - einige davon als „Loop“ angelegt, also als Rundwanderung, was Auto-Urlaubern wie uns natürlich entgegen kommt.

Entschieden haben wir uns schließlich für den 10 km langen „Tower Loop“, der über ein beachtliches Höhenprofil verfügt und einen stetig bis hinauf zu einem früheren Signalturm führt.

thumb SAM 0557 1024

Wandern ohne Kompass: Immer den Schildern nach!


Kaum hatten wir das erste Gatter wieder hinter uns geschlossen, kamen wir auch schon kräftig ins Schwitzen. Heute war eindeutig T-Shirt angesagt, jede zusätzliche Schicht Kleidung bedeutete lediglich zusätzlichen Ballast. Zog sich der Weg anfangs noch zwischen einigen wenigen Gehöften in die Höhe, hörte die Besiedelung kurze Zeit später vollends auf und der Weg wurde zusehends zu einem Pfad, der sich durch Schafherden hindurch Richtung Klippen über allerlei Wiesen schlengelte.

thumb SAM 0561 1024

Aufstieg mit spektakulären Motiven


Nach 1 1/2 Stunden waren wir schließlich am alten Signal-Tower angekommen und ruhten uns ein wenig von den Strapazen des Anstiegs aus. Der schnellen Erholung war es dabei durchaus zuträglich, dass wir unsere irischen Lieblingskekse mitgenommen hatten. Die dürfen wir keinesfalls vergessen, wenn wir jemals wieder nach Deutschland zurück reisen sollten.

thumb SAM 0565 1024

Out of order: Hier wird nichts mehr signalisiert


Der Abstieg geriet mit einer Stunde wenig überraschend etwas schneller als der Weg hinauf. Nichtsdestotrotz bot auch er einige lohnenswerte Ausblicke auf den Atlantik. Der Himmel riss derweil immer weiter auf und die Temperaturen entsprachen zwischenzeitlich gefühlt einem Hochsommertag.

thumb SAM 0570 1024

Es lohnt sich darauf zu achten, wohin man tritt...

 

Wieder am Auto angelangt, beschlossen wir weiterzufahren nach Malinbeg - einer grandios gelegenen Bucht, deren rötlicher Sandstrand nur über eine recht steile Treppe zu erreichen ist, dafür aber schon beinahe mit Karibik-Feeling aufwartet. Neben der Meeresbrandung ist aufgrund des natürlichen Windschutzes so gut wie kein Geräusch zu hören (sieht man einmal von dem gelegentlichen Rufen der omnipräsenten Schafe ab).

thumb SAM 0596 1024

Ein Abstieg, den man gerne in Kauf nimmt: Bucht bei Malinbeg


Gerne haben wir uns von der Atmosphäre dazu einladen lassen, Schuhe und Socken auszuziehen, um die Temperaturen des Atlantiks einer Probe zu unterziehen. Das Ergebnis überraschte! Das Meer ist derzeit noch so warm, dass man nicht nur im Wasser waten sondern sogar problemlos schwimmen gehen könnte.

thumb SAM 0610 1024

Karibik-Feeling im rauhen Westen Europas


Die Rückfahrt zum Cottage war von zahlreichen Torf-Hügeln gesäumt, in dem die heimische Energiequelle trocknet, um nachher verheizt zu werden und dabei diesen unnachahmlichen Geruch der grünen Insel zu verströmen. Immer wieder ist man in der Versuchung, kurz anzuhalten und einige Torf-Stücke für den heimischen Kamin mitzunehmen. Wir haben aber erfolgreich widerstanden und konzentrierten uns lieber darauf, keines der unzähligen Schafe am Straßenrand zu überfahren.

thumb SAM 0616 1024

Hier mal brav am Rand der Straße und nicht darauf: Pullover mit Beinen

 

Jetzt genießen wir die lauen Spätsommer-Abendstunden im Cottage, lassen Waschmaschine/ Trockner ihre Arbeit tun, während die Badewanne voll läuft und das Guinness im Kühlschrank immer lauter ruft, dass es endlich raus möchte...

© Carsten Seiler 2013