Unser gestriger Plan, heute den Kamm der Slieve League Klippen - natürlich nach-, nicht nebeneinander - zu überqueren, konnte leider nicht in die Tat umgesetzt werden. Irlands Nord-Westen lag heute unter einer geschlossenen Wolkendecke. Die Sichtverhältnisse sind dadurch auf dem One-Man’s-Path einfach zu schlecht, um die nicht ganz ungefährliche Wanderung zu wagen. Da wir aber schon mal auf Wanderschuhe eingestellt waren, haben wir nach einer netten Alternative Ausschau gehalten - und schließlich den Lough Navar Forrest Park gefunden. Das sehr dichte Waldgebiet mit einem halben Dutzend kleinerer Seen liegt kurz hinter der nordirischen Grenze oberhalb des süd-westlichen Ufers des Lower Lough Erne. Durch das Areal zieht sich ein Rundweg, der mit dem Auto befahrbar ist und acht Parkmöglichkeiten bietet, die den jeweiligen Start- bzw. Endpunkt unterschiedlich langer Rundwanderwege bilden. Von der nördlichsten Parkbucht aus hat meinen einen fantastischen Blick über den unteren Teil der Erne-Seen-Platte, von der aus wir schon einige Male auf Bootstour gingen.

Selten haben wir ihn so wenig aufgewühlt erlebt: Blick auf den Lower Lough Erne
Im Gegensatz zu diversen Überfahrten mit den Schiffen der Aghinver-Flotte war der See heute als Folge der absoluten Windstille glatt wie ein Spiegel. Diese Bedingungen wären natürlich ideal gewesen, um den Lough Navar Forest Park von der Erne-Seite mit dem Boot anzusteuern. Speziell dafür existiert nämlich ein kleiner Anleger für Charter-Yachten, an dem wir allerdings wetterbedingt in all den Jahren bisher nur ein einziges Mal anlegen konnten.
Nachdem wir uns in Vorfreude auf kommende Bootstouren satt gesehen hatten, entschieden wir uns für eine mit 2 1/2 Stunden angegebene Wanderung zu einem kleinen Wasserfall mitten im Waldgebiet.

Den Weg war es wert: Wasserfällchen im Navar Forrest
Die Strecke war gewohnt gut ausgeschildert und hatte ein beachtliches Höhenprofil vorzuweisen. Beinahe hatte man den Verdacht, es würde immer nur bergauf gehen, aber dass wir letztlich doch wieder bei unserem Auto angekommen sind, sprach eindeutig dagegen. Unterwegs beeindruckte, nur durch die gelegentlichen markerschütternden Rufe eines röhrenden Hirsches unterbrochen, eine unfassbare Stille in dem uralten Gehölz.

Nur der Himmel ist die Grenze: Imposanter Baumbestand
Geregnet hat es auch heute wieder nicht. Allerdings nimmt seit unserer Rückkehr nach Hause der Wind spürbar zu. Aus der Flaute tagsüber ist inzwischen mehr als nur ein frisches Lüftchen geworden. Das spricht dafür, dass uns morgen früh unter Umständen ein völlig anderes Wetter erwartet. Also mal schauen, was der Sonntag so bringt.