Dauerhafte Momentaufnahmen

Ein merkwürdiger Mittwoch, der da hinter uns liegt. Jemand hatte offensichtlich das Wetter angehalten. Dort, wo morgens schon in der Ferne dunkle Wolken auszumachen waren, blieben sie scheinbar ohne jede Bewegung bis in den Abend hinein stehen. Dazwischen lagen Bereiche, die vollständig in Sonne getaucht waren und dies ebenso ganztägig blieben. Das machte die Reiseplanung für heute denkbar einfach. Wir entschieden uns, die sommerlichen Flecken zu bereisen und die vermeindlich regnerischen zu meiden.

Los ging es mit dem Besuch des Örtchens Ardara, ziemlich genau nördlich von uns und ca. 20 km entfernt liegend. Ardara ist das hiesige Zentrum für traditionelle Strickwaren und Tweed. Einige Webereien lassen bei der Arbeit zuschauen und bieten in den angeschlossenen Shops allerlei Kleidung an, die bestens für die kälteren Monate im Jahr sowie generell für Outdoor-Aktivitäten geeignet ist und mit der man eben nicht für Marken wie die mit der Bärentatze Reklame läuft oder bei der Waschanleitung auf „Made in China“ stößt.

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Kunsthandwerk made in Ireland


Nachdem wir noch in einem netten Café einen Cappuccino getrunken haben, machten wir uns Richtung des westlich von Ardara gelegenen Maghery auf. Der Weg bis dahin wurde zusehends schmaler. Bei Gegenverkehr, der allerdings erwartbar überschaubar ausfiel, heißt es da schon zentimeterweise  aneinander vorbei zu manövrieren. Diese oft anzutreffende Enge auf Donegals Straßen bringt im Gegensatz zum berühmten Ring of Kerry im Süd-Westen eine weitestgehende Abwesenheit von Reisebussen mit sich - zweifellos etwas, worauf man als Individual-Tourist auch ganz gerne verzichten kann.

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Niagarafälle in Größe „S“ am Wegesrand


Der Strand von Maghery hat eine traurige Berühmtheit erlangt, als im 17. Jahrhundert Cromwell in Irland sein Unwesen trieb (der hatte es nicht so mit Katholiken). 100 Dorfbewohner versteckten sich hier in natürlichen Höhlen, die den Strand an einer Seite begrenzen. Cromwells Truppen fanden sie, überlebt hat damals nur einer.

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Wunderschöner Strand ...


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… mit trauriger Vergangenheit


Den Abschluss unseres Tagesausflugs bildete ein Besuch der Slieve League Meeresklippen. Nicht so bekannt wie die berühmten Cliffs of Moher sind sie dennoch nicht weniger spektakulär und mit 600 Metern Höhe zudem die höchsten Klippen Europas. Wir waren tapfer und ließen unser Auto bereits auf dem unteren von zwei Parkplätzen stehen und machten uns an den beachtlich steilen Aufstieg. Wobei ein Klettern bis an die Spitze heute definitiv leichtsinnig gewesen wäre, da der Gipfel der Klippen komplett in Nebel gehüllt war. Dort verläuft einmal quer über den Kamm der Klippen der One Man’s Path. Der Pfad hat seinen Namen nicht von ungefähr. Es wird dringend eine bestimmte Wanderrichtung empfohlen, da das aneinander vorbei kommen ohne Geländer etc. schon mal spannend werden kann - und 600 Meter sind halt 600 Meter. Gewarnt wird auch regelmäßig vor plötzlich eintretendem Nebel. Kein Wunder.

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Slieve League Klippen im Nebel


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Unterhalb des Nebels klare Sicht bis nach Sligo


Nach unserer Rückkehr zur - natürlich - sonnigen Heimatbasis am St. John’s Point gibt es jetzt nach dem langen Tag leckere Pfannkuchen. Und anschließend wir noch auf Mutters Ehrentag angestoßen. Herzlichen Glückwunsch nach Bilk, alles erdenklich Gute & sláinte!

© Carsten Seiler 2013