Grauenhaft. Wir hatten tatsächlich den Wecker gestellt, damit wir pünktlich um 8.15 Uhr duschen gehen würden. Ziel war es, gegen 9.30 Uhr bereits mit allem, was Strom verbrauchen könnte, fertig zu sein. Denn zu diesem Zeitpunkt, hatte uns Rosemary mitgeteilt, würde die Elektrizität für sechs Stunden abgestellt werden. Grund waren irgendwelche Wartungsarbeiten des örtlichen Stromnetzbetreibers, so dass vermutlich die gesamte Landzunge davon betroffen war.
Wir hatten also einen kühnen Plan ausgeheckt und voll auf gutes Wetter gesetzt. Dass es nicht gut werden würde, konnte wir zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht ahnen. Erst im Laufe unserer Anreise nach Burtonport zeigte sich nämlich: Es würde exzellent werden. Hatten wir auf der rund einstündigen Fahrt Richtung Norden noch den ein oder anderen Schauer abbekommen, strahlte bereits bei unserer Ankunft im Hafen von Burtonport die Sonne geradezu schonungslos. Ziel war es, um 12.45 Uhr die Fähre nach Arranmore Island zu bekommen. Da wir recht früh dran waren, erwischten wir aber sogar überraschend noch den Dampfer um 12 Uhr.

Schon beim Anlegen begrüßt den Besucher die Insel herzlich
Arranmore ist eine kleine Insel in Sichtweite der Küste, die mit einer Überfahrt von ca. 20 Minuten zu erreichen ist. Der Fährverkehr ist auch um diese Jahreszeit noch voll im Gang, so dass beinahe stündlich ab Burtonport bzw. der Insel abgelegt wird. Das lohnt sich offensichtlich bzw. ist vonnöten, denn immerhin leben über 500 Einwohner auf dem Eiland. Die Fährpassage erinnert dabei fast ein wenig an den Schärengarten vor Stockholm. Auch zwischen der irischen Küste und Arranmore gibt es jede Menge Kleinstinseln, auf denen einzelne, meist sehr gepflegte Anwesen platziert sind.
Kaum angekommen, kramten wir in Erinnerungen und stellten fest, dass wir schon einmal vor Jahren dort waren - allerdings war das damals wettertechnisch nicht zu vergleichen. Seinerzeit war es eher kalt und bewölkt, wodurch wir lediglich eine kleine Runde über die Insel wagten.
Dieses Mal war das anders. Es wäre eine Schande gewesen, nicht die große Tour um die Insel zu versuchen - mit den über 15 Kilometern waren wir dann auch gut und gerne fünf Stunden befasst.

Ständiger Begleiter auf der Nord-Ost-Seite der Insel: 120 Meter hohe Steilklippen
Erstes Ziel des Rundwanderweges war der Leuchtturm der Insel an der Nordseite. Seit 1982 zwar unbemannt, weil automatisiert, ist er nach wie vor ein schöner Standpunkt, um die Weite des Meeres zu genießen und auf die ein oder andere Wal-Sichtung zu hoffen.

Ab hier ca. 4.400 Km bis zur Partnerinsel in den USA, Beaver Island
Dass die Insel dabei auch noch einige schöne Sandstrände aufweist, geht fast ein wenig unter - so sehr ist man von den grandiosen Ausblicken auf die Klippen, das Meer und die durch Torfabbau geprägten Landschaften rund herum gefesselt.

Nette Buchten mit tollen Stränden gehören hier zum Standard
Die Einwohner haben eine enge Verbindung zu den USA, da um 1850 fast ein Drittel der damals ca. 900 Einwohner dorthin auswanderten. Ein Großteil der Emigranten siedelte auf der Insel Beaver Island in Übersee. Die Freundschaft dorthin, die unverändert gepflegt wird, hat also bis in die heutigen Tage durchaus familiären Hintergrund.
Arranmore bietet dem Besucher eine wirklich beeindruckende Mischung - auch, was die Bebauung angeht. Von verfallenen Gebäuden aus längst vergangegen Tagen, traditionellen Cottages bis hin zu modernster Architektur ist auf der Insel alles vorhanden. Das macht die Spaziergänge durch die besiedelten Teile auf jeden Fall abwechslungsreich.

Cottage 2.0
Als wir unsere Runde um und über die Insel beendet hatten, kamen wir pünktlich zur 17.30 Uhr Fähre. Nach dem Tagesausflug sind wir zwar einigermaßen erschossen zuhause in die Badewanne gefallen, sind uns aber einig, dass Arranmore diesen zweiten Auflug mehr als wert war. Es gibt so nette Flecken dort, dass man tatsächlich mal über einen etwas längeren Aufenthalt nachdenken könnte…

CU, Arranmore Island