Riesen-Mut

Dass wir unserer B&B-Vermieterin gestern noch einen spontan verkürzten Aufenthalt gebeichtet hatten, tat der Qualität des Frühstücks keinen erkennbaren Abbruch. Das gesamte Programm einer irischen Morgenmahlzeit wurde frisch und freundlich aufgetischt. Eine ordentliche Stärkung war nach der zurückliegenden, recht unruhigen Nacht allerdings auch dringend vonnöten. Man merkt dann halt doch, wenn ein auf Holzbasis errichtetes Haus plötzlich als kleines Hotel fungieren soll. Das Wort „hellhörig“ hat für uns dadurch in jedem Fall eine neue Dimension bekommen.

Wir brachen - einigermaßen froh, Portrush hinter uns lassen zu können - rasch auf und fuhren die Causeway Road Richtung Osten.

Erstes Ziel sollte „Carrick-a-rede“ sein, eine Hängebrücke, über die Fischer kleine vorgelagerte Inseln zum Lachsfang erreichen konnten.

Zwischenzeitlich ist die Brücke zwar etwas komfortabler als ursprünglich, da sie heute im Gegensatz zu früheren Tagen einen zweiten Handlauf aufweist, aber ein beschwingtes Schaukeln ist nach wie vor Standard. Da traf es sich gut, dass ein ordentlicher Wind aufkam, als wir das Konstrukt gerade überqueren wollten.

Wir gehörten dann auch erst einmal zu den letzen, die die Hängepartie wagen durften - kurz nachdem wir dem Abgrund erfolgreich getrotzt hatten, wurde die Brücke gesperrt, bis der Wind etwas abgeflaut hatte.

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Carrick-a-rede: Einfach mal richtig abhängen

 

Unsere nächste Station war die Burgruine Castle Dunseverick, ein wenig westlich gelegen. Wenn man ehrlich ist, erscheint der Begriff Burgruine schon beinahe ein wenig übertrieben. Eigentlich ist nichts mehr übrig als ein Stückchen Mauer von einem der ehemaligen Türme. Dass es sich überhaupt um eine Burg gehandelt haben muss und nicht um einen vielleicht etwas zu groß geratenen, im Laufe der Zeit verfallenen Schafstall, ist vermutlich lediglich der exponierten Lage zuzuschreiben. Nichtsdestotrotz hat die kleine Kletterpartie querfeldein ordentlich Spaß gemacht und einige herrliche Blicke auf die Steilküste preisgegeben. 

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Früher Burg, heute ungeschützter Schafstall - Geschichte ist oftmals gnadenlos


Letzter Zwischenstop vor unserer Reise zurück in die Republik Irland war der legendäre Giants Causeway. Wir waren zwar schon einmal dort, waren aber überrascht, wie sehr das Besucherzentrum gewonnen hat und wie professionell mittlerweile das ganze Naturschauspiel an Interessierte vermittelt wird. So bekommt jeder, der möchte, einen Audioguide in seiner jeweiligen Muttersprache in die Hand gedrückt und kann sich unterwegs über die Geschichte des Causeways sowie die sehr unterhaltsamen Legenden informieren lassen. Wobei wir uns absolut nicht sicher sind, ob an der Sage vom Riesen Finn McCool nicht doch etwas dran sein könnte… 

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Eine Laune der Natur oder das Werk vom alten Finn?


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Echt steil: Die Küste


Auf dem Weg Richtung County Donegal, wo wir uns heute eingemietet haben, sind wir noch an dem ein oder anderen Sandstrand vorbei gekommen - aber zum sonnenbaden hat es zeitlich nicht mehr gereicht. Ordentlich Sonnenbrand haben wir aber auch so bekommen. Das Wetter zeigt sich bisher mal wieder typisch irisch: Noch immer kein Regen. Das B&B hier nahe Donegal-Stadt ist vom Feinsten. Eine kurze Untersuchung der Bausubstanz brachte die Erkenntnis, nicht wieder in einer hellhörigen Blockhütte zu schlafen. Das verheißt Gutes. Und auch, dass die Vermieter sich nebenher als Collie-Ausbilder betätigen. Wir werden uns die angebotene Vorführung sicher noch im Rahmen des restlichen Aufenthaltes hier im Nord-Westen einmal anschauen.

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Wer braucht Spanien?

 

© Carsten Seiler 2013